Proteste bei Appell vor Schloss Nymphenburg
Ein falscher Bundespräsident, zupackende Gebirgsjäger und enttäuschte Angehörige: beim Beförderungsappel vor dem Nymphenburger Schloss lief nicht alles nach Plan.
Nymphenburg – Feierlich sollte er werden – tatsächlich ging es teilweise drunter und drüber beim Beförderungsappell von 433 Offizieranwärtern am Samstag vor Schloss Nympenburg: Einige Angehörige, die extra angereist waren, um bei der Ehrung dabei zu sein, wurden nicht vorgelassen. Und mit „unverhältnismäßiger Härte“ – so Kritiker – wurde die Protest-Aktion eines 70-jährigen Künstlers von Feldjägern beendet.
Für die Beförderung der 333 Männer und 100 Frauen zum Leutnant oder Leutnant zur See war extra der Parlamentarische Staatssekretär aus dem Bundesverteidigungsministeriu, Ralf Brauksiepe, angereist. Er überreichte die Offizierspatente. Die Präsidentin der Bundeswehr-Uni, Merith Niehuss, freute sich, dass die Veranstaltung vor so schöner Kulisse stattfinden konnte. Doch das sahen nicht alle so. Etwa 50 Demonstranten waren mit Transparenten und Schildern angerückt. Unter die Gäste der öffentlichen Veranstaltung mischte sich auch der Künstler Günter Wangerin. Er trug einen dunklen Anzug und um den Hals ein stilisiertes Eisernes Kreuz.
Kaum war der erste Marsch verklungen, setzte sich der Arzt und Aktivist eine – selbst angefertigte – Gauck-Maske auf, stieg auf einen Schemel und schrie mehrmals laut: „Habt Acht!“ Günter Wangerin: „Sekunden später waren zwei Feldjäger da, die mich ohne Vorwarnung auf den Boden geschmissen haben. Sie haben sich auf meinen Rücken gekniet, meinen Kopf nach oben gedrückt und mich gefesselt.“ Dabei ging seine Brille zu Bruch.
„Es gab überhaupt keinen Grund so brutal vorzugehen. Ich habe nicht den geringsten Widerstand geleistet“, sagt Wangerin, der schon öfter Ärger mit Polizei und Justiz hatte wegen seiner Protestaktionen. Der 70-Jährige wurde wegen Hausfriedensbruchs angezeigt. Er überlegt seinerseits, ob er gegen die Feldjäger Anzeige wegen Körperverletzung erstattet.
Laut Polizei kam es während der Veranstaltung zu drei Festnahmen wegen Hausfriedensbruck. "Die Personen hatten versucht, den Ablauf zu stören. Die Veranstaltung verlief ansonsten störungsfrei."
Insgesamt nahmen etwa 2000 Menschen zu dem Appell vor dem Schloss.
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