Protest gegen Unterkunft: Demo bis Silvester?
Die Flüchtlinge wollen möglicherweise bis Jahresende vor dem Sozialministerium campieren. Ihr Ziel: Das Lager in Böbrach soll schließen.
München - Sie haben sich auf eine langwierige Protest-Aktion eingestellt: Wenn es sein muss, wollen die Flüchtlinge, die seit Donnerstag vor dem Sozialministerium campieren, bis zum Jahresende dort bleiben. Das KVR prüft derzeit ihren Antrag auf Verlängerung der Versammlung.
Die sechs jungen Männer aus dem Senegal demonstrieren gegen ihre Unterbringung im niederbayerischen Lager Böbrach, einer ausrangierten Jugendherberge mitten im Wald, nur einen Katzensprung von der tschechischen Grenze entfernt. Die einzige Verbindung zur „Außenwelt“ ist ein Bus, der Forstweg zur Haltestelle führt mehrere hundert Meter durchs Unterholz. Das Festnetztelefon im Lager ist kaputt, Handys funktionieren nur im Garten. Fernsehen oder Internet? Fehlanzeige!
„Man hat uns zugesagt, dass renoviert wird – aber das ändert nichts an der Isolation, die wir dort jeden Tag erleben“, sagt Asylbewerber Assane Diasse. „In sechs Tagen habe ich dort niemanden gesehen, keinen Sozialpädagogen, niemanden!“ Es sei ihm klar, dass in Böbrach auch andere Menschen leben. „Aber nicht wie wir mitten im Wald!“
Wer wie die Verantwortlichen bei der Regierung von Niederbayern und Sozialministerin Emilia Müller glaube, das Lager sei zumutbar, solle es sich doch einmal ansehen. „Sie würden nicht eine Nacht dort bleiben wollen.“
Deshalb möchten die Sechs nicht zurück. Lieber demonstrieren sie in München für ein besseres Leben – bei schneidender Kälte und Regen, vor dem sie sich laut KVR-Auflagen nur mit einem windigen Partyzelt schützen dürfen. „Wir wollen, dass dieses Lager geschlossen wird“, sagen sie, und dass sie mit jeder anderen Unterkunft einverstanden wären. „Hauptsache, es ist dort möglich, sich zu integrieren.“
Sollten sie am heutigen Mittwoch keine „positive Antwort“ auf ihre Forderung erhalten, werde eine „neue Etappe“ des Protestes beginnen. Auch der Bayerische Flüchtlingsrat appelliert an Ministerin Müller, das Böbracher Lager zu schließen. Sprecher Alexander Thal: „Es macht die Menschen, die dort leben müssen, psychisch krank.“ Gute Nachrichten gibt es dagegen für die Flüchtlinge vom Rindermarkt, die in Berlin erneut in einen Hungerstreik getreten waren: Ihnen werden an der Spree bis Ende Januar sechs Wohnungen zur Verfügung gestellt.
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