Protest gegen Abrisspläne am Elisabethmarkt in München zwecklos: die alten Standl kommen weg

Schwabing - Die Kreuzkirche in Schwabing ist voll wie sonst nur an Weihnachten. So viele Leute drängen zur abendlichen Bürgerversammlung in den Kirchraum, dass die Sitzung erst eine halbe Stunde verspätet beginnen kann. Und der Andrang hat einen Grund: Viele Schwabinger sind immer noch sauer, dass der Elisabethmarkt abgerissen werden soll.
Die alten Standl kommen weg, später soll der Markt neu gebaut werden – ein Vorhaben, das seit der Ankündigung kontrovers diskutiert wird. Die Stadt sieht das Vorhaben seit Jahren als alternativlos an.
Das Konzept - neue Pavillons mit jeweils mehreren Pächtern - sei mit den Händlern abgestimmt worden, betont das zuständige Kommunalreferat stets.
Inzwischen stehen Standl leer. Auf der Versammlung bekam ein Bürgerantrag auf Prüfung eines Erhalts viel Applaus, vereinzelte Bravo-Rufe erschallten. "Der Elisabethmarkt ist eine Stadtoase, die man mit sterilen Neubauten ersetzen will", so der Antragsteller. Es ärgere ihn, dass die Stadt nur Neubauarchitekten beauftragt und nie Machbarkeitsstudien zum Erhalt durchgeführt habe. Viel Hoffnung gibt es aber nicht mehr. Sogar der Bezirksausschuss hält den Kampf für beendet.
Elisabethmarkt wird erneuert – auch Bezirksausschuss hält den Kampf für beendet
Der Vorsitzende Walter Klein (SPD) sagte im Gespräch mit der AZ: "Das wird auch im Stadtrat so gesehen." Der Markt müsse neu gebaut werden, neue Kühlräume würden dringend benötigt. "Händler müssen erheblich mehr für ihre Waren verlangen, die Hälfte des Obsts und Gemüses verdirbt, weil sie unzureichende Kühlräume haben."
Klein freut sich aber auf den Neubau am alten Umspannwerk, in diesem sollen Cafés, Arztpraxen und bezahlbare Wohnungen Platz finden, nebenan ein Studentenheim und eine Kindertagesstätte. Das Thema also beerdigt? Anders als beim Wiener Platz, wo OB Reiter nach Protesten die ursprünglichen Pläne stoppte, wird der Elisabethmarkt wohl abgerissen. Die Kritiker bleiben ratlos und frustriert zurück. "Dass das Thema Elisabethmarkt aber immer so ignoriert wird, ist schon schade", sagte eine Anwohnerin. Zuversichtlich und kämpferisch klang das gar nicht mehr.
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