Postpalast: Protest gegen Google-Pläne

Sie fordern Wohnungen: Die Grünen im Bezirksausschuss wollen, dass die Stadt auf den Internet-Riesen einwirkt.
von  Eva von Steinburg
Die Rotunde des Postpalasts dient seit Jahren als Eventlocation.
Die Rotunde des Postpalasts dient seit Jahren als Eventlocation. © Andreas Gebert/dpa

Maxvorstadt - Kaum hat Google einen Coup in München gelandet, gibt es Protest: Der Internetkonzern hat gerade den illustren Postpalast gekauft.

Optisch ist das Ensemble an der Hackerbrücke ein historisches Juwel. Im großen Hof liegt die stilvolle Post-Rotunde, umgeben von einem denkmalgeschützten hufeisenförmigen Gebäuderiegel. Google hat angekündigt, hier 1.500 neue Büro-Arbeitsplätze zu schaffen. München wird so zur Google-Deutschland-Zentrale.

Im BA gibt es Protest gegen Google

Im Viertel wehrt man sich jetzt gegen die Zunahme von Gewerbe. Die Grünen im BA Maxvorstadt äußern sich "überrascht und besorgt" über die Google-Expansion. Sie fordern von der Stadt, sich deutlich einzumischen. "Die Stadt drückt sich immer, obwohl wir dringend Wohnungen brauchen. Warum verhandelt sie nicht mit Google mit dem Ziel, zumindest in den Gebäuden nördlich und westlich Wohnungen für Singles statt Büros zu errichten?", regt die Grüne Ruth Gehling vom Bezirksausschuss Maxvorstadt an. Ihre Fraktion hat einen Eilantrag mit kritischen Fragen an die Stadt eingebracht.

An der Hackerbrücke sollten doch wenigstens Google-Mitarbeiterwohnungen entstehen, so der Tenor. Denn die Grünen in der Maxvorstadt befürchten konkret hässliche Verdrängungsprozesse: Sie haben Sorge, dass neu angeheuerte gut verdienende Google-Mitarbeiter Geringverdiener aus den Wohnungen im Viertel treiben. So passiert das längst massiv in den USA, an den Hauptsitzen von Konzernen wie Microsoft, Amazon oder Apple. Dort steigt die Obdachlosigkeit an. Anwohner der US-Firmen protestieren regelmäßig aggressiv gegen diese Art Übernahme.

Wohnungen für Google-Mitarbeiter?

"OB Reiter selbst und die Lokalbaukommission könnten mit Google über Wohnungsbau an der Hackerbrücke verhandeln", hofft Gehling. Denn: "1.500 Arbeitsplätze erfordern 1.500 Wohnungen. Würde Google nur 750 Arbeitsplätze schaffen, aber 750 Single-Wohnungen, wäre das super. Firmen haben eine gesellschaftliche Verantwortung. Daran erinnern wir jetzt", so die Lokalpolitikerin.

Rund 41.000 Quadratmeter Bürofläche will Internet-Gigant Google auf dem traditionsreichen Areal des Postpalastes an der S-Bahn schaffen. "Aber München brennt", findet die 67-jährige Lokalpolitikerin von den Grünen: "Das große Mahag-Gelände werden auch nur Büros. Je mehr Gewerbe wir in der Maxvorstadt haben, desto schlimmer und enger wird es. Es muss eine Ausgewogenheit von Gewerbe und Wohnungen geben."

Google erweitert mit dem Postpalast-Areal seinen gemieteten Münchner Standort an der Erika-Mann-Straße. Teams sollen wachsen, die in München am Browser Chrome oder am Thema Datenschutz arbeiten.

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