Poppen oder Putzen?
Hier schreiben AZ-Redakteure über Glanz und Elend des Pendler-Lebens. Heute: Zwischenmenschliches (I)
Nein, man soll nicht lauschen, aber manchmal hat man gar keine andere Chance, wenn die Mitreisenden in unmittelbarer Nähe sich wohlgemut austauschen (es sei denn, man hat echt laute Musik und echt gute Kopfhörer dabei). Wobei es manchmal erstaunlich ist, was die Menschen bei aller Wut über die NSA der Öffentlichkeit höchst pro-aktiv an intimen Details mitteilen. So ein junges Paar neulich hinter mir. Sie grollt ein wenig, weil sie findet, dass er zu wenig im Haushalt tut. Soweit ist es noch der Klassiker, bis im Gespräch deutlich wird, dass er sowieso das meiste macht, aber in ihren Augen manchmal nicht schnell genug.
Neulich habe er die Geschirrspülmaschine erst abends nach der Arbeit ausgeräumt, klagt sie. „Aber da haben wir ja morgens im Bett, na du weißt schon, noch schöne Sachen gemacht“, sagt er. Achja? Jetzt lauschen noch ein paar mehr müde Pendler. Sie brummt ungnädig vor sich hin. „Du, lass uns das doch einfach klären“, schlägt der junge Mann vor. „Ist es dir lieber, wenn wir morgens poppen – oder wenn ich morgens putze?“ Spätestens jetzt hört der halbe Waggon gebannt zu: Wie wird sie sich entscheiden? „Wenn du putzt“, antwortet sie ohne Zögern. Und wie wird er reagieren? „Ah, okay, alles klar. Wenn ich das jetzt weiß, mach ich das so“, sagt er friedfertig. Und mancher Fahrgast schaut leicht erstaunt: In anderen Generationen wäre dieser Dialog womöglich anders verlaufen.
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