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Polizeieinsatz im Audimax der LMU: Student mit Schreckschusswaffe festgenommen

Sohn von CSU-Politiker bringt zu einer Vorlesung eine Schreckschusswaffe in Hörsaal mit. Die Polizei löst Großalarm aus.
von  Nina Job, Ralph Hub
Studenten stehen vor dem Hauptgebäude der LMU.
Studenten stehen vor dem Hauptgebäude der LMU. © dpa/Felix Hörhager

Maxvorstadt - Mit einer schwarzen Pistole im Holster an seinem Hosenbund – gut sichtbar für jedermann im voll besetzten Hörsaal – ist am Dienstagvormittag ein Student der Ludwig-Maximilians-Universität zu einer Wirtschaftsvorlesung erschienen. Es handelt sich um den Sohn (18) eines CSU-Landtagsabgeordneten.

Etliche der Kommilitonen bekamen es mit der Angst zu tun und verständigten den Polizeinotruf. Die Mitteilung löste in der Einsatzzentrale des Präsidiums sofort Großalarm wegen einer Bedrohungslage aus.

Zunächst war die Lage völlig unklar

Mehr als ein Dutzend Streifenwagen mit rund 30 Beamten rasten kurz vor 11 Uhr zum Geschwister-Scholl-Platz in der Maxvorstadt. Die Akademie- und die Amalienstraße wurden umgehend gesperrt. Mehrere Polizisten in Zivil betraten die LMU.

Im Internet kursierten inzwischen die wildesten Gerüchte. Viele Studenten hatten das Großaufgebot der Polizei an der LMU gesehen. Der Anblick so vieler bewaffneter Polizisten sorgte für Unruhe. Keiner an der LMU wusste zunächst, was tatsächlich los war. Auf verschiedenen Social-Media-Plattformen suchten Studenten nach verlässlichen Informationen. Doch die Lage war anfangs völlig unübersichtlich.

Polizei führte 18-Jährigen ab

Im Audimax trafen die Beamten wenig später auf einen verdächtigen Studenten. Einen Designer-Schal lässig um den Hals geschlungen trug der gesuchte 18-Jährige, wie von den Zeugen beschrieben, tatsächlich offen und für alle gut erkennbar eine Pistole am Gürtel. Die Polizisten führten den Studenten im Hörsaal ab und brachten den 18-Jährigen zur weiteren Vernehmung zur Kriminalpolizei.

Wegen dieser Schreckschusswaffe am Gürtel wurde der Student (18) von der Polizei abgeführt.
Wegen dieser Schreckschusswaffe am Gürtel wurde der Student (18) von der Polizei abgeführt. © privat

Nach AZ-Informationen handelt es sich bei dem bewaffneten Studenten um den Sohn des oberfränkischen CSU-Landtagsabgeordneten und Berufsoffiziers Jürgen Baumgärtner aus dem Landkreis Kronach.

Nach etwa einer Stunde, gegen 12 Uhr, konnten die Polizeikräfte schließlich Entwarnung für die LMU gegeben. Der Großeinsatz wurde abgeblasen. Im Grunde genommen war, wie sich inzwischen herausgestellt hatte, alles nur ein Missverständnis gewesen – ausgelöst durch den Anblick einer Waffe.

Polizeisprecher: "Niemand wurde mit der Waffe bedroht" 

"Es bestand zu keiner Zeit eine Gefahr für Studenten der LMU oder das Lehrpersonal", betont Polizeisprecher Werner Kraus. "Es wurde auch niemand mit einer Waffe bedroht, wie es in ersten Mitteilungen zunächst geheißen hat."

Die LMU wird den 18-jährigen Studenten nicht exmatrikulieren und vom weiteren Studium ausschließen. Die Universität teilte auf ihrer Webseite mit: "Die Hausordnung der LMU sieht vor, dass sich alle Gebäudenutzerinnen und -nutzer so zu verhalten haben, dass andere nicht gestört oder belästigt werden. Daher wurde der Student mittlerweile von der Universität aufgefordert, sich entsprechend zu verhalten und das geltende Waffenrecht einzuhalten, auch um in Zukunft Situationen zu vermeiden, die andere Personen oder auch ihn selbst gefährden könnten."

Bei der Pistole handelte es sich um eine Schreckschusswaffe mit amtlichem PTB-Siegel und nicht, wie zunächst befürchtet, um eine scharfe Waffe. In der Vernehmung gab der 18-Jährige an, dass er die Pistole zum Selbstschutz bei sich trage. Der Student konnte auch eine entsprechende Waffenbesitzkarte, den sogenannten kleinen Waffenschein vorlegen.

Hat der Student gegen die Hausordnung verstoßen? 

"Dieses Dokument berechtigt den Besitzer, prinzipiell eine Waffe zu führen", erklärt Werner Kraus. Gegen das Strafrecht hat der Student damit nicht verstoßen. Deshalb erstattete die Polizei am Dienstag auch keine Anzeige gegen den 18-Jährigen.

Offen war dagegen zunächst, ob der Student möglicherweise Bestimmungen der LMU verletzt hat. Die Hausordnung verbietet zwar das Mitbringen von Haustieren und das Benutzen von Rollschuhen in den Räumen der Universität, Waffen werden aber nicht erwähnt.

Am Donnerstag äußerte sich die LMU zum Vorfall und teilte mit: "Die Hausordnung der LMU sieht vor, dass sich alle Gebäudenutzerinnen und -nutzer so zu verhalten haben, dass andere nicht gestört oder belästigt werden. Daher wurde der Student mittlerweile von der Universität aufgefordert, sich entsprechend zu verhalten und das geltende Waffenrecht einzuhalten, auch um in Zukunft Situationen zu vermeiden, die andere Personen oder auch ihn selbst gefährden könnten."

Der Universität sei es ein Anliegen, dass "alle ihre Mitglieder sowie Besucherinnen und Besucher in einer sicheren Umgebung arbeiten, forschen, lehren und lernen können".

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