Polizeibeamte retten Betrunkenen aus der Isar
München - Zitternd vor Angst und Kälte hielt sich der 39-Jährige in der Dunkelheit an einem Büschel Gras, das ein Stück jenseits der Ludwigsbrücke aus der Mauer der Uferbefestigung der Isar wucherte. Mit Taschenlampen suchten Polizeimeister Baris Olcay (23) und seine Kollegin, Polizeiobermeisterin Anina Kohn (24), entlang der Steinsdorfstraße zwischen der Praterinsel und dem Deutschen Museum das Ufer ab. Als sie plötzlich einen verzweifelten Schrei hörten: „Hilfe, ich habe keine Kraft mehr, ich kann mich nicht mehr länger festhalten!“
Drei Streifen der PI 11 und der Außendienstleiter des Präsidiums hatten am frühen Freitagmorgen fieberhaft nach dem Mann gesucht. Kurz nach 3 Uhr war in der Einsatzzentrale ein Notruf eingegangen. Ein Zeuge hatte zufällig gehört, wie jemand, der in der Isar trieb, um Hilfe schrie. Zum Glück hing ganz in der Nähe ein Rettungsring für Notfälle. Die beiden Polizisten banden ein Seil aus ihrem Streifenwagen daran fest und warfen den Ring dem Mann zu. „Er konnte ihn über Kopf und Schulter ziehen“, berichtet Anina Kohn, „und sich daran festhalten.“
Der Mann hätte kaum eine Überlebenschance gehabt
Der 39-Jährige schwebte in akuter Lebensgefahr. Etwa eine halbe Stunde hatte er bereits im eiskalten Wasser gelegen. Er war erheblich unterkühlt und hatte deshalb auch kaum mehr Gefühl in den Händen. Zudem ist die Wehranlage der Praterinsel nur etwas mehr als Hundert Meter entfernt. Wäre der Münchner dort in den Sog geraten und unter Wasser gezogen worden, hätte er kaum mehr eine Überlebenschance gehabt. Mit Hilfe der Rettungsleine gelang es den Streifenpolizisten, den Mann langsam bis zu einer in die Uferwand eingelassenen Steigleiter zu lenken.
„Wenn er aus dem Rettungsring gerutscht wäre“, sagt Baris Olcay, „hätten wir ebenfalls ins Wasser springen müssen.“ Aufgrund der straken Strömung eine lebensgefährliche Rettungsaktion für die beiden Polizisten. Am ganzen Leib zitternd konnte der 39-Jährige an der Leiter hochklettern. Mit vereinten Kräften zogen ihn die Retter über die Kante aufs Ufer.
Er habe die Nacht in München gefeiert und sei an der Isar unterwegs gewesen, berichtete der Münchner zähneklappernd, dabei sei er ins Wasser gefallen. Wie es dazu gekommen sei, könne er sich nicht mehr erinnern. Nur, dass er mindestens eine halbe Stunde in der Isar verbracht habe, ohne sich aus eigener Kraft an Land retten zu können. Ein Notarzt brachte den 39-Jährigen ins Krankenhaus. Inzwischen ist er auch wieder über dem Berg. Mit ihrer mutigen Aktion sind Baris Olcay und Anina Kohn brandheiße Anwärter für die Verleihung der Bayerischen Lebensretter-Medaille.
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