Polizei ist sich sicher: Witwenmörder gefasst

Es ist ein Nachbar, den die Polizei wegen dringenden Tatverdachts verhaftet hat – und dem das Opfer vertraut hatte. Die DNA von Roman H. (36) fand man an der Toten
Nina Job, John Schneider |
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Beliebt bei den Nachbarn: Sie wurde als lebensfroh und entzückend beschrieben.
Polizei 6 Beliebt bei den Nachbarn: Sie wurde als lebensfroh und entzückend beschrieben.
Blumen, Kerzen und ein Gedicht liegen vor der Wohnungstür der ermordeten Frau.
Nina Job 6 Blumen, Kerzen und ein Gedicht liegen vor der Wohnungstür der ermordeten Frau.
Corneliusstraße 2: Der Tatort. Hier wurde auch der Verdächtige festgenommen.
Gregor Feindt 6 Corneliusstraße 2: Der Tatort. Hier wurde auch der Verdächtige festgenommen.
Gesellig, immer gepflegt, freundlich – und einsam. So beschreiben Nachbarn und Bekannte die ermordete Inge Wittersheim.
Polizei 6 Gesellig, immer gepflegt, freundlich – und einsam. So beschreiben Nachbarn und Bekannte die ermordete Inge Wittersheim.
Spurensicherer untersuchen die Zwei-Zimmer-Wohnung von Inge Wittersheim im zweiten Stock.
Polizei 6 Spurensicherer untersuchen die Zwei-Zimmer-Wohnung von Inge Wittersheim im zweiten Stock.
In diesem Haus in der Corneliusstraße wurde Inge Wittersheim ermordet.
Gregor Feindt 6 In diesem Haus in der Corneliusstraße wurde Inge Wittersheim ermordet.

München - Der mutmaßliche Mörder von Inge Wittersheim (†69) ist gefasst. Die herzliche Frau mit den roten Haaren lebte über dem Café Forum in der Corneliusstraße.. Er soll unter anderem DNA-Spuren an der Toten hinterlassen haben.

Der Mann war nicht unter dieser Adresse gemeldet, hat aber Familienangehörige im Haus, bei denen er oft war. Inge Wittersheim hat Roman H. offenbar vertraut. Sie bat den gebürtigen Tschechen häufiger um kleinere Gefälligkeiten in ihrer Wohnung. Die Mordkommission und die Staatsanwaltschaft gehen davon aus, dass der 36-Jährige aus Habgier getötet hat.

Inge Wittersheim und ihr Mann hatten 2011, kurz bevor Karl Holzöder mit nur 59 Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs starb, 100000 Euro im Lotto gewonnen. Nachdem die Leiche von Inge Wittersheim entdeckt worden war, fehlten Geld und Schmuck.

Lesen Sie auch: Über Café Forum - Witwe in Wohnung getötet

Wie die Witwe getötet wurde, darüber hüllen sich Polizei und Staatsanwaltschaft bislang in Schweigen. „Die Ermittlungen laufen noch“, sagt Staatsanwalt Peter Preuß.

Drei Monate nach dem Verbrechen an Inge Wittersheim, liegen noch immer Blumen und Kerzen vor ihrer Tür. Auf einem Brief, der am Boden liegt, steht: „Liebe Inge, wenn du bei Nacht den Himmel anschaust, wird es dir sein, als lachten alle Sterne, weil ich auf einem von ihnen wohne“ – ein Gedicht von Antoine de Saint-Exupéry.

An der Wohnungstür sind noch die Spuren vom Erkennungsdienst zu sehen. Immer wieder waren die Ermittler hier gewesen. Immer neue und wieder geöffnete Polizeisiegel zeugen davon. Drei Monate ermittelte die Kripo, dabei war der Mörder ganz nah. Bereits am 25. Oktober wurde Roman H. von der Polizei vernommen – damals noch als Zeuge, wie alle anderen Hausbewohner auch.

Bei dieser Zeugenvernehmung gab Roman H. ganz offen zu, dass er oft in der Wohnung gewesen war. Davon zeugten auch viele Fingerabdrücke und DNA-Spuren, die er dort hinterlassen hatte. Doch auch an der Toten waren DNA-Spuren von Roman H. gefunden worden. Diese wurden erst jetzt als „tatrelevant“ eingestuft. Mittwochfrüh um 6 Uhr kam die Polizei in die Corneliusstraße, um Roman H. abzuholen: Haftbefehl wegen dringenden Mordverdachts.

Der 36-Jährige schweigt bislang. Doch die Ermittler sind sich sicher, den richtigen zu haben. „Für einen Haftbefehl braucht es schließlich einen dringenden Tatverdacht“, so Staatsanwalt Peter Preuß. Die Nachbarn im Haus reagierten erleichtert und gleichzeitig erstaunt auf die Festnahme. „Schreckliche Vorstellung, dass der Mörder hier noch monatelang ein und aus gegangen ist“, sagte eine Frau zur AZ. „Aber Hauptsache, sie haben den Täter jetzt.“

Inge Wittersheim lebte allein in einer Zwei-Zimmer-Wohnung im zweiten Stock. Sie galt als sehr geselliger Mensch, der das Leben genoss. Karl war ihre große Liebe. Für ihren Karl war sie vor 40 Jahren von Kalenborn (Rheinland-Pfalz) nach München gezogen. Einst betrieb sie einen Fußpflegesalon, danach eine Parfümerie. Bis zu ihrer Rente arbeitete sie bei einer Krankenkasse. Seit fünf Jahren genoss sie ihre Rente.

Ab und zu sah die Witwe im Café Forum vorbei. Inhaber Martin Kolonko kannte sie seit 22 Jahren – so lange betreibt er das Café schon – eine „entzückende und wahnsinnig liebe Frau", findet er.

Auch am Viktualienmarkt wurde die fröhliche Frau mit den auffallend rot gefärbten Haaren regelmäßig gesehen. Fast jeden Tags schlenderte sie über den Markt. Einmal in der Woche traf sie sich mit Freunden zum Kegeln. Kinder hatte sie keine.

Anfang Oktober wurde sie zum letzten Mal lebend gesehen. Besucher klingelten vergeblich an ihrer Tür, auf Anrufe reagierte sie nicht. Schließlich verständigte ihre Schwester die Polizei. Die Feuerwehr öffnete die Wohnungstür. Zu diesem Zeitpunkt war sie bereits einige Tage tot.

„Der Leichenbeschauer konnte keine Todesursache erkennen“, sagte Markus Kraus, Chef der Mordkommission. Verdächtig waren Verletzungen an Kopf und Oberkörper der Rentnerin. Einbruchsspuren hatte die Polizei keine finden können. Das deutete schnell darauf, dass Inge Wittersheim ihren Mörder selbst in die Wohnung hinein gelassen hatte. Roman H. ist zwar als Dieb bereits einmal verurteilt worden, das ist aber bereits lange her. Er gilt daher als nicht vorbestraft. Gleichwohl war seine DNA noch im Polizeicomputer.

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