Platzen die Tunnel-Träume?

OB-Kandidat Reiter will den Garten-Tunnel. Aber eine Entscheidung des Stadtrats könnte dem Projekt vielleicht den Garaus machen.
von  Julia Lenders
Ein Tunnel könnte dem Englischen Garten zur Wiedervereinigung verhelfen.
Ein Tunnel könnte dem Englischen Garten zur Wiedervereinigung verhelfen. © ho

 SCHWABING - Die Debatte um den Garten-Tunnel nimmt Fahrt auf. SPD-OB-Kandidat Dieter Reiter will das 70-Millionen-Projekt „ernsthaft in Angriff nehmen“. Er hat die SPD-Stadtratsfraktion gebeten, einen entsprechenden Beschluss zu fassen. Auch die Machbarkeit der anderen Tunnelpläne – also in der Tegernseer Landstraße und Landshuter Allee – soll überprüft werden.

Skeptisch äußerte sich Reiter über die bisherige Idee, Privatspender sollten sich mit 20 Millionen Euro am Garten-Tunnel beteiligen. „Das halte ich für utopisch. So kommt der Tunnel nie.“ Er denke an eine Beteiligung von etwa fünf Millionen Euro von privater Seite – außerdem dürfe der Freistaat nicht aus seiner Pflicht entlassen werden.

Die Architekten Hermann Grub und Petra Lejeune, geistige Eltern der Tunnel-Idee, sind begeistert. „Sensationell“ nennt Grub die Äußerungen des OB-Kandidaten. Gleichzeitig fragt er sich aber, wie diese mit einem Vorschlag der Stadtverwaltung vereinbar sind, der nächste Woche Thema im Planungsausschuss sein wird, und den die SPD unterstützt.

Das städtische Planungsreferat will die Stadträte nämlich eine voll ausgebaute Einfädelspur am Isarring beschließen lassen – für Autofahrer, die von der Ifflandstraße her kommen. Und zwar nicht als Provisorium, sondern als 3,50 breite dritte Spur auf dem Mittleren Ring. Die Zeit drängt: Denn die Genehmigung für die aktuelle Interims-Lösung mit einer Ampel läuft aus.

Hermann Grub sieht der Stadtratssitzung sorgenvoll entgegen. Er ist sicher: Wenn die dritte Vollspur käme, wäre sein Projekt tot. „Dann ist der Tunnel obsolet.“ Ohne Verkehrsprobleme keine Fördergelder – so einfach lässt sich seine Argumentation zusammenfassen.

Eine dritte Spur, wie sie der Stadt vorschwebt, bezeichnet er als „barbarischen Akt“, der einen weiteren Eingriff in den Englischen Garten bedeuten würde. Unterstützung bekommt er von der FDP, der CSU und den Grünen, die alle dagegen stimmen wollen.

FDP-Mann Michael Mattar fürchtet: „Der Vorschlag der Verwaltung würde die Wiedervereinigung des Englischen Gartens auf lange Sicht, vielleicht sogar für immer verhindern.“ Und auch CSU-OB-Kandidat Josef Schmid sagt: „Für mich kommt keine Lösung zur Behebung der Verkehrsproblematik infrage, die die Tunneloption im wahrsten Sinne des Wortes verbaut.“

Allein SPD-Fraktionschef Alexander Reissl glaubt nicht, dass Fördergelder gefährdet wären. „Ich gehe davon aus, dass wir dem Antrag der Referentin (Stadtbaurätin Elisabeth Merk) zustimmen werden, weil das für uns logisch dargestellt ist.“

Es wird also eine knappe Entscheidung in der nächsten Woche werden. Schwarz, Gelb und Grün plädieren gemeinsam für eine temporäre Lösung. Die Landschaftsarchitekten Grub und Lejeune haben ein Provisorium mit einer Spurbreite von drei Metern auf der Nordseite vorgeschlagen. Das dürfte nach Einschätzung der Grünen „mit relativ geringem Aufwand zu realisieren sein“. Die Ökos fordern außerdem „seriöse Angaben über die Finanzierung“.

Bei einer Umfrage im Auftrag der Tunnel-Initiative unterstützten 83 Prozent das Projekt. Architekt Grub berichtet, private Kleinspender würden sich bereits engagieren. So wisse er von einer Rentnerin, die jeden Monat 15 Euro überweise.

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