Pflege: "Wir müssen uns kümmern!"

Wie muss die Pflege organisiert werden, damit alte Menschen in Würde leben können? Das diskutierten in Harlaching Bürger und Experten. Mit interessanten Ansätzen.
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Auf dem Podium (von links): Claus Fussek, Helga Hügenell, Florian von Brunn und Hans Kopp.
SPD Ortsverein Harlaching Auf dem Podium (von links): Claus Fussek, Helga Hügenell, Florian von Brunn und Hans Kopp.

Wie muss die Pflege organisiert werden, damit alte Menschen in Würde leben können? Das Diskutierten in Harlaching Bürger und Experten. Mit interessanten Ansätzen.

Harlaching - Rund 50 Bürger folgten der Einladung der SPD Harlaching und kamen am vergangenen Donnerstag, 14. März, in die Gaststätte Gartenstadt zur Diskussion über ein wichtiges Thema: Wie muss die Pflege organisiert werden, damit alte Menschen in Würde leben können?

Unter Moderation des SPD-Landtagskandidaten Florian von Brunn sprachen zunächst die Experten: Auf dem Podium saß der Pflegekritiker, Sozialarbeiter und Buchautor Claus Fussek.

Außerdem auf dem Podium: SPD-Bezirksrätin Helga Hügenell, Mitglied im Sozialausschuss des Bezirkstags Oberbayern, die selbst eine pflegebedürftige Mutter hat. Und: Hans Kopp, Referent der Arbeiterwohlfahrt München für stationäre Altenpflege. Er ist verantwortlich für 10 Einrichtungen mit 1.100 Pflegeplätzen und 600 Beschäftigten.

Die Bürger beteiligten sich intensiv an der Diskussion und nach der Veranstaltung gab's auf Facebook das Lob einer Besucherin: "Eine tolle und informative Veranstaltung. Bitte so weiter und mehr Veranstaltungen zu diesem Thema. Wir alle brauchen Infos und auch Mut um alten, kranken und behinderten Menschen zu helfen und sie zu unterstützen."

Pflegekritiker, Sozialarbeiter und Buchautor Claus Fussek sieht die Politik und die Gesellschaft insgesamt in der Pflicht: "Wir müssen die Schwächsten schützen - und das sind Kinder und alte Menschen! Alter, Krankheit und Pflege sind Themen, die uns alle früher oder später angehen. Wir alle müssen alle Eigen-Verantwortung übernehmen, uns kümmern, hinschauen, nicht wegschauen, in der Nachbarschaft, im Pflegeheim, im Krankenhaus."

Oft seien es nur bescheidene Kleinigkeiten die behinderten, alten, kranken Menschen im Stadtteil ein Stück Lebensqualität und Selbstbestimmung erhalten, so Claus Fussek. Er betonte die Verantwortung der Angehörigen, forderte aber zugleich auch ihre Entlastung und Unterstützung im Pflegefall.

Auch die Medien nahm Fussek in die Pflicht: Sie müssen seiner Ansicht nach viel mehr über das Thema Pflege berichten, Missstände zur Sprache bringen, aber auch vorbildliches Engagement.

Fussek appellierte auch immer wieder an die Zuhörer und seine Gesprächspartner auf dem Podium: "Wir müssen uns kümmern, wir dürfen alte, pflegebedürftige, kranke Menschen und ihre Angehörigen nicht im Stich lassen! Es sind unsere Eltern, Großeltern, Angehörige, Freunde, Bekannte, ehemalige Berufs-, Partei- oder Sportkameraden." Dafür erntete er viel Applaus und Zustimmung der Zuhörer.

Hans Kopp von der Arbeiterwohlfahrt kritisierte, dass die Belastungssituation des Pflegepersonals immens gestiegen sei. Die Bewohner der Heime in den Pflegeheimen seien vielfach schwerkrank und größtenteils demenzkrank. Die Verweildauer sinke und der Wechsel sei enorm.

Gleichzeitig sind die rechtlichen und fachlichen Anforderungen auch stetig gewachsen. Ein Drittel der Arbeit wird für Dokumentation und Organisation aufgewandt.

Appelle, dass sich die Familie stärker kümmern soll und bürgerschaftliches Engagement gefördert wird, bringen aus Kopps Sicht keine Lösung. Die Leistungen der Pflegeversicherung müssten steigen. Kopp sieht hier Politik und Staat in der Verantwortung.

Er betonte auch, dass die Pflegenden mehr öffentliche Wertschätzung und weniger Fremdbestimmung brauchen: "Pflegende leisten täglich Schwerstarbeit. Wenn sich die Personalausstattung in der Pflege nicht erhöht, droht der Kollaps. Durch eine bessere Personalausstattung werden die Arbeitsbedingungen attraktiver und wir bekommen auch mehr Personal.“

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