Per Seilbahn zur Messe

Schneller vom Flughafen zur Messe mit einer Seilbahn ab S-Bahnhof-Englschalking – diese Idee der Planer Thomas Kantke und Stefan Baumgartner besticht. Technisch haben sie alles detailliert ausgearbeitet, dennoch scheint vieles offen.
Englschalking - Eine schöne Vorstellung, hoch über Dächern und verstopften Straßen seinem Ziel entgegen zu schweben. Thomas Kantke will das mit einer 3S-Bahn ermöglichen. Ab Bahnhof Englschalking mit Zwischenhalt in Riem soll die luftige Verbindung zur Messe die Fahrzeit für Passagiere ab Flughafen von 60 auf 34 Minuten verkürzen. Das wäre nach Kantkes Vorstellung zum üblichen MVV-Tarif zu haben, in den das vierte Münchner Nahverkehrsmittel eingegliedert werden soll.
Gestern präsentierte der Planer das Projekt rund 20 Interessierten im Truderinger Kulturzentrum. Sie erfuhren alles über Technik, Laufkatzen und Vorteile der 3S-Bahn, die als Rolls-Royce der Seilbahnen gilt. Auf zwei Tragseilen laufend werden die Kabinen durch ein weites Seil gezogen. Haltestellen passiert die Bahn im halben Rolltreppentempo, laut Kantke somit behindertengerecht.
Seine Vision: Über fünf bis zu 150 Meter hohe Stützen (neuer Weltrekord) kreisen 64 Kabinen zwischen Englschalking und Messe. 32 Passagiere kommen pro Kabine unter und sind in 10 Minuten am Ziel. Im Vergleich zu U-Bahn und Tram (120 Mio.) wäre die 3S-Bahn für 85 Millionen Euro günstig zu haben, würde einem 2,5-Minuten-Takt der Tram entsprechen und bis zu 4800 Leute pro Stunde und Richtung schaffen.
Viele Fragen blieben gestern aber offen: Beispielsweise zur Trasse, die südlich des S-Bahnhofs Englschalking beginnt – ein Bahnhofsumbau ist nötig und laut Kantke ohnedies geplant. Gleiches in Riem, hier „wird der Bahnhof einfach umgeklappt“, sprich nach Osten versetzt. Auch mit der Gemeinde Aschheim die unter der Route liegt, hat Kantke noch nicht gesprochen. Eine neue Zufahrt zur Asylunterkunft Max-Pröbstl-Straße wird wegen Stütze 1 benötigt – all das ist nicht mit einkalkuliert.
In der Messestadt quert die Bahn die denkmalgeschützte Wappenhalle und endet über der südlichsten Fontäne des Messesees. Ob das genehmigt werden kann? Unklar ist auch, wo im U-Bahnhof die Garage für 16 Kabinen Platz findet, in Englschalking sollen 64 unterkommen. All diese Fragen blieben gestern offen, weil Kantke knapp drei Stunden redete. Dann war Zapfenstreich.
Auch Kantkes ehrgeiziger Zeitplan: „Wenn die Politik mitspielt, kann die Bahn zur Bauma 2019 fahren“, wirft angesichts der nötigen Verfahrensschritte Fragen auf. Die Stadt prüft jetzt erst mal im Rahmen der Entwicklungsmaßnahme Nordost eine Seilbahn als Ergänzung im Öffentlichen Nahverkehr.