Obermenzing: Naht das Ende der Erdbeerwiese?

Bürger-Protest: Die letzte grüne Freifläche im Viertel soll bebaut werden – mit einer Realschule samt Turn- und Schwimmhalle, Kinderhaus und Sportanlagen.
Eva von Steinburg |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Die sogenannte Erdbeerwiese an der Bauseweinallee/Weinschenkstraße und angrenzende kleine Felder, auf denen ab Frühjahr Blumen und Raps angebaut werden.
Die sogenannte Erdbeerwiese an der Bauseweinallee/Weinschenkstraße und angrenzende kleine Felder, auf denen ab Frühjahr Blumen und Raps angebaut werden.

Obermenzing - Die Aufregung im Münchner Westen ist riesig – "Menzing soll Gartenstadt bleiben!", lautet die Forderung. Rund 60 Bürger haben auf der letzten Sitzung des Bezirksausschusses (BA) Pasing-Obermenzing am 3. März mit Transparenten protestiert – und für etwa 90 Minuten das Mikrofon ergriffen: Sie wehren sich gegen ein Nachverdichtungs- und Neubauprojekt im Münchner Westen.

3.000 Unterschriften für den Erhalt der Erdbeerwiese

Für den Erhalt der Erdbeerwiese an der Bauseweinallee liegen über 3.000 Unterschriften vor – der "Grünflächenverein Obermenzing", der "Verein der Freunde Obermenzing" und weitere Initiativen möchten noch mehr Unterstützer sammeln.

Das Problem: Ein großes Feld von bis zu neun Hektar – auf dem Gebiet von Ober- und auch Untermenzing – hat das Planungsreferat der Stadt als Platz für den Neubau der Allacher Carl-Spitzweg-Realschule vorgesehen, die aus allen Nähten platzt. Dazu soll eine Dreifach-Turnhalle entstehen, eine Schwimmhalle, eine Mensa, ein Haus für Kinder und eine Bogenschützen-Anlage.

Die sogenannte Erdbeerwiese an der Bauseweinallee/Weinschenkstraße und angrenzende kleine Felder, auf denen ab Frühjahr Blumen und Raps angebaut werden.
Die sogenannte Erdbeerwiese an der Bauseweinallee/Weinschenkstraße und angrenzende kleine Felder, auf denen ab Frühjahr Blumen und Raps angebaut werden.

Diese starke Bebauung ist umstritten. Die Gegner wollen möglichst viel Grünfläche zwischen Weinschenkstraße und "Im Wismat" als Frischluftschneise erhalten. Sie kämpfen dafür, dass das Areal zwischen Von-Kahr- und Verdistraße seinen Gartenstadtcharakter bewahrt. Ein eventueller Durchstich von der Professor-Eichmann-Straße zur Wöhlerstraße soll in jedem Fall verhindert werden.

Realschul-Neubau ist nötig - Gegner wollen Frischluftschneise erhalten

Bürger und Stadtviertelparlament wollen, dass der benötigte Realschul-Neubau in der Allacher Franz-Nißl-Straße entsteht, was auch dem Plan B der Stadt entspricht. "Das Schulreferat schlägt diesen Standort selbst als Alternative vor", sagt Andreas Ellmaier, Vorsitzender des Grünflächenvereins Obermenzing. Allerdings wäre an dieser Stelle nur Platz für eine dreizügige Realschule, nicht für eine fünfzügige, die eigentlich gebraucht wird, ergänzt CSU-Stadtrat Frieder Vogelsgesang.

Dazu soll die Feuerwache der Berufsfeuerwehr – jetzt noch an der Bassermannstraße – weiter Richtung Obermenzing verlegt werden. Dieser Umzug ist so geplant, damit die Feuerwache in Zukunft den neuen Stadtteil Freiham mit absichern kann. Das neue Feuerwehrhaus soll auf dem Gelände des Sportvereins "München-Untermenzing 1925" gebaut werden, das neben der Erdbeerwiese liegt. Die Sportanlage des Vereins soll, wie die neue Realschule, ebenfalls auf der umkämpften Erdbeerwiese einen neuen Platz finden.

Heinrich Zöller von der Bürgerinitiative "Grünes Obermenzing" beklagt: "Statt wie überall in Deutschland und auf der Welt den Flächenverbrauch und die Grünzonenvernichtung zum Beispiel durch höhere Bauten zu stoppen, werden in Obermenzing die letzten Grünflächen zugebaut."

Heike Kainz (CSU) zeigt Verständnis für Gegner

Im Augenblick ist die landwirtschaftliche Fläche im Westen ein nackter Acker. In einem umzäunten Teil laufen Hühner herum. Die Menzinger gehen hier mit ihren Hunden spazieren. Im Frühjahr werden auch Sonnenblumen und Raps angepflanzt. Im Sommer gibt es ein Feld mit Blumen zum Selbstpflücken – und auf dem großen Feld, das Event-Landwirt "Hofreiter" gepachtet hat, können Familien reife Erdbeeren ernten.

"Mir ist es wichtig, die Menschen vor Ort abzuholen. Sie wollen die Bebauung nicht, was ich verstehen kann", sagt Heike Kainz (CSU), Vorsitzende des BA Allach-Untermenzing. Sie schlägt das Gewerbegebiet "Kirschgelände" in Untermenzing als möglichen neuen Schul-Standort vor.

Die Stadtrats-Entscheidung über den Schulbau auf der Erdbeerwiese ist wegen des Protests auf Eis gelegt: Im Februar wurde die Abstimmung auf Sommer 2020 vertagt. "Braucht man eine Bogenschießanlage in einem Wohngebiet? Kann man die nicht weiter zur Autobahn bauen?" Das fragt sich Andreas Ellmaier vom Grünflächenverein, der mit seiner Unterschriftenliste von Tür zu Tür geht. Gegen die Kritik, er würde Anwohner "aufwiegeln" wehrt er sich.

CSU-Stadtrat Frieder Vogelsgesang meint zu dem Konflikt: "Eine neue Schule brauchen wir. Auch die Vereine haben Bedarf an neuen Sportflächen. Wir wollen eine Machbarkeitsstudie. Die Stadt soll eine Skizze entwerfen, die Bürger und Vereine mitnimmt."

Lesen Sie auch: "Riemer Rückgrat" - Anwohner wehren sich gegen Wohnprojekt

Lesen Sie auch: Der Kampf um das Naherholungsgebiet Hüllgraben

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.