Obdachsloser wird auf Insel unterm Flauchersteg erschlagen

Ein gebürtiger Pole (†50), der seit mehreren Jahren in München lebte, wird am Dienstag an der Isar tot aufgefunden. Die Kripo ermittelt.
von  Nina Job
Auf der Flaucherinsel, zu der eine kleine Treppe hinunterführt, wurde der Tote gefunden.
Auf der Flaucherinsel, zu der eine kleine Treppe hinunterführt, wurde der Tote gefunden. © Google Maps

Giesing - Er hatte sein Lager direkt am Wasser aufgeschlagen – unterhalb des Flaucherstegs, der Untergiesing und Harlaching miteinander verbindet. In den vergangenen Tagen war es ruhig gewesen am Flaucher. Wegen des kalten und regnerischen Wetters war kaum etwas los auf den beliebten Kiesbänken, nirgends räkelten sich Nackerte. Auch grillen wollten nur Vereinzelte.

Genau hier, wo sich an heißen Sommertagen Hunderte Münchner niederlassen, hatte ein 50-jähriger Obdachloser sein Lager aufgeschlagen. Ursprünglich stammte er aus Polen, lebte aber bereits seit mehreren Jahren in München.

Vom Steg aus konnte man sein Versteck nicht sehen, der Mann hatte Schutz hinter ein paar Büschen gesucht, um dort seine wenigen Habseligkeiten auszubreiten. An einem Lagerfeuer wärmte er sich. Irgendwann zwischen Montag, 9 Uhr und Dienstag, 10 Uhr, wurde der Mann an diesem Platz getötet. „Er starb infolge von stumpfer Gewalteinwirkung“, sagte Markus Kraus, Chef der Münchner Mordkommission, gestern.

Ein Mitarbeiter der Stadtwerke, der regelmäßig an der Isar unterwegs ist, um dort den Müll einzusammeln, kannte den Obdachlosen vom Sehen. Er wusste, dass der gebürtige Pole zeitweise unter der Flaucherbrücke lebte. Die Männer grüßten sich immer.# Am Dienstag um 10 Uhr sah der Stadtwerker, dass der Obdachlose an seinem Schlafplatz unter einer Decke lag. Bei näherem Hinsehen stellte er erschrocken fest, dass er sich nicht mehr bewegte. Der Zeuge alarmierte den Rettungsdienst und die Polizei. Doch für den 50-Jährigen kam jede Hilfe zu spät. Er war tot. „Es war nicht sofort erkennbar, dass Gewalt todesursächlich war“, sagt Markus Kraus. Nach AZ-Informationen war der Körper des Toten mit Hämatomen und Prellungen übersät.

„Bei der Obduktion hat sich herausgestellt, dass der Mann infolge von Gewalteinwirkung gestorben ist“, so der Chef der Mordkommission. Ob dem Opfer etwas gestohlen wurde, ist unklar. Die Geldbörse mit Ausweis war jedenfalls noch da.

Noch am Dienstag wurde die Gegend weiträumig nach tatrelevanten Gegenständen abgesucht. Auch die Profiler (Operative Fallanalyse) der Polizei wurden eingeschaltet. Die Mordkommission (% 29100) sucht Zeugen, die in den 25 Stunden zwischen Montag und Dienstag verdächtige Wahrnehmungen am Flauchersteg gemacht haben.

Laut Sozialreferat leben in München rund 550 Menschen freiwillig auf der Straße. Diese Zahl ist seit mehreren Jahren relativ konstant.

 

 

 

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