Notfallsäulen jetzt flächendeckend

In allen 100 Münchner U-Bahnhöfen gibt es jetzt flächendeckend Notfallsäulen und Defibrillatoren auf den Bahnsteigen und in den Zwischengeschossen.
von  AZ
Sie retten Leben: MVG-Chef Herbert König mit einem Defibrillator.
Sie retten Leben: MVG-Chef Herbert König mit einem Defibrillator. © SWM

Altstadt - Das ist einmalig in Deutschland: In jedem der 100 Münchner U-Bahnhöfe gibt es jetzt MVG-Notfallsäulen auf den Bahnsteigen und in den Zwischengeschossen.

Die Stadtwerke (SWM) und die MVG haben seit Ende 2009 insgesamt 454 Einheiten aufgestellt, installiert und in Betrieb genommen – 162 entlang der U1/U2, 190 an der U3/U6 und 102 entlang der U4/U5.

Die Säulen sorgen nun flächendeckend für noch mehr Sicherheit in der U-Bahn. Sie bündeln sämtliche Sicherheitseinrichtungen an zentraler Stelle und verbessern damit deren Präsenz und Auffindbarkeit im Notfall.

Nur im Zwischengeschoss am Marienplatz stehen wegen der laufenden Modernisierung im Moment noch keine Einheiten.

Die MVG-Notfallsäulen fallen wegen ihrer auffälligen Gestaltung sofort ins Auge: Sie sind signal-Rot und an ihrer Spitze mit den Buchstaben SOS gekennzeichnet. Die einzelnen Sicherheitseinrichtungen sind übersichtlich angeordnet und eindeutig gekennzeichnet. Integriert sind folgende Elemente: Notruf und Inforuf (auf zwei verschiedenen Höhen), Nothalt (am Bahnsteig) und Feuerlöscher.

Mindestens eine Säule pro Bahnhof enthält außerdem einen Defibrillator. Damit ist auch bei diesen Geräten zur Lebensrettung bei Herzkammerflimmern die Vollausstattung erreicht.

Die Säulen kosteten insgesamt 3,8 Millionen Euro. Die Defibrillatoren wurden über Spendengelder finanziert. „Die MVG-Notfallsäule ist eine Eigenentwicklung der MVG, die es in dieser Form sonst nirgendwo gibt“, sagt MVG-Chef Herbert König. „Wir haben unser Sicherheitskonzept für die U-Bahn damit zwar nicht neu erfunden. Das war auch gar nicht nötig. Dennoch ist die Notfallsäule eine echte Innovation: Sie sorgt dafür, dass die Notfalleinrichtungen für jeden präsent sind – und damit im Notfall noch schneller genutzt werden können. Durch die Vollausstattung mit Defibrillatoren übernehmen wir außerdem eine Vorreiterrolle im Kampf gegen den plötzlichen Herztod und für die Sicherheit unserer Fahrgäste. Wir waren 2001 die ersten, die ein solches Gerät in Deutschland in der U-Bahn installiert haben, und nun sind wir die ersten mit flächendeckender Versorgung.“

Seit dem Start des U-Bahn-Projekts vor rund elf Jahren wurden bereits mehr als 20 Menschenleben durch den Einsatz von Defibrillatoren gerettet. Um eine Vollausstattung aller 100 U-Bahnhöfe mit jeweils mindestens einem Gerät zu ermöglichen, hatten die SWM zuletzt zweckgebunden 66.000 Euro an den Verein „München gegen den plötzlichen Herztod“ gespendet.

Dieser beschafft die Geräte und stellt sie der Berufsfeuerwehr München zur Verfügung, die wiederum die AED-Standorte mit der MVG auswählt und entsprechend bestückt. Dr. Josef Assal fungiert als ärztlicher Leiter. Schirmherr über das Defi-Projekt ist Oberbürgermeister Christian Ude.

Defibrillatoren unterbrechen das lebensgefährliche Kammerflimmern des Herzens, das bei etwa 90 Prozent aller Menschen mit plötzlichem Kreislauf-Stillstand auftritt. Ursache ist oft ein Herzinfarkt.

Niemand muss vor der Defi-Anwendung Angst haben: Den entscheidenden Schritt, die Analyse des Herzrhythmus, führt das Gerät automatisch und mit größter Genauigkeit durch. Liegt ein lebensgefährliches Kammerflimmern vor, fordert das Gerät über Sprachanweisung zur Defibrillation oder weiteren Maßnahmen auf. Ein Elektroschock kann nur abgegeben werden, wenn tatsächlich ein lebensbedrohlicher Zustand vorliegt. Ein fehlerhafter Gebrauch oder Missbrauch ist damit praktisch ausgeschlossen.

 

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