Neurieder Straße in Forstenried: Kreativer Wohnungsbau - Leben über dem rohen Ei

Weil ein Fernmeldezentrum der Telekom an der Neurieder Straße bleiben muss, wird es kreativ mit Wohnungen überbaut. Die Pläne der Architekten.
Eva von Steinburg |
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Damit München nicht zum Single-Hotel wird: Die Hälfte der Wohnungen in den beiden Neubauten haben drei oder vier Zimmer.
Steidle Architekten Damit München nicht zum Single-Hotel wird: Die Hälfte der Wohnungen in den beiden Neubauten haben drei oder vier Zimmer.

Forstenried - Ungewöhnlich und wegweisend ist es: das jüngste Neubau-Projekt in Forstenried. 120 Wohnungen, eine Kinderkrippe und eine Tiefgarage baut Steidle Architekten ab Mai an der Neurieder Straße 4 bis 12.

Die Postfiliale auf dem Grundstück nahe der Garmischer Autobahn ist bereits abgerissen. Auf dem Gelände befindet sich jedoch noch ein wichtiges Fernmeldezentrum der Deutschen Telekom – mit der gesamten Telekommunikationstechnik für die Festnetz-Anschlüsse im Münchner Süden. Im Erdgeschoss stehen große Server.

Eine Art Hochhaus auf Stelzen entsteht

Als Lösung hat der Münchner Architekt Johannes Ernst (51) einen Wohnturm auf Stützen über dem Telekom-Kasten entworfen. "Wohnungsbau über der Umspannstation – das ist eine großzügige Lösung", sagt er. Bevor das elfstöckige Hochhaus darüber gebaut wird, wird noch das obere Geschoss des Telekom-Kastens abgerissen. "Diese Fernmeldestation müssen wir behandeln wie ein rohes Ei", erklärt der Architekt, "die Bauteile müssen per Hand abgerissen werden. Die Server sind hochgradig empfindlich gegen Erschütterung und Staub."

Das Konzept von Wohnen über Discountern ist nicht ganz neu, doch über Gewerbe, da ist die Neurieder Straße der erste Fall in München – er kenne auch keine Beispiele aus anderen Städten, sagt Ernst.

Das Konzept kann wegweisend für München sein

Für die Zukunft des Wohnens in München eröffnet das Projekt auf alle Fälle neue Spielräume: "Wir haben hier eine prototypische Lösung", sagt der Architekt. Es gebe in München noch weitere flache Telekom-Gebäude – an wunderschönen Stellen der Stadt – die ähnlich überbaut werden könnten: in der Seitzstraße mitten im Lehel beispielsweise, in der Johann-Fichte-Straße in Schwabing oder auch in Moosach.

Der Stadtteil Forstenried bekommt mit dem neuen Ensemble einen modernen Akzent, der den Stadteingang markiert. Gestalterisch ist vor allem das höhere der beiden Gebäude mit stylischen Betonelementen aus Fertigteilen und großen Fenstern nicht alltäglich.

Der Gebäudekasten kann abgerissen werden

Der elfstöckige Neubau wird rund 80 Wohnungen bieten, das achtstöckige Haus mit grüner Fassade daneben 40. Die Hälfte der Wohnungen soll ein oder zwei Zimmer haben, die andere Hälfte drei bis vier. "Familienwohnungen werden besonders gebraucht, sonst ziehen zu viele Familien raus aus der Stadt und München wird zum Single-Hotel", sagt Ernst.

Der zweite Clou am Projekt: Werden die Telekom-Server einmal nicht mehr gebraucht, weil die Technik immer weniger Platz braucht, kann der Gebäude-Kasten unter dem Hochhaus einfach weggerissen werden – dann könnten dort zum Beispiel zusätzliche Wohnungen entstehen.

Baugesundheitlich soll es übrigens kein Risiko geben: Befürchtungen von zukünftigen Mietern, sie könnten in einer Wohnung über der Fernmeldezentrale eventuell Schaden durch Elektrosmog nehmen, entgegnet der Architekt: "Das ist völlig unkritisch. Wir haben hier keinen Starkstrom und keine Funkquellen. Die niedrigschwelligen Ströme in den Glasfaserkabeln sind mit Sicherheit gefahrlos. Da gibt es genaue Vorschriften."

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