Neuperlach: Bub (8) fühlt sich vernachlässigt - und zündet Couch mit schlafenden Eltern an

Neuperlach - Rivalität unter Geschwistern ist nicht ungewöhnlich. Doch in einer Familie aus Neuperlach lief der Konkurrenzkampf zwischen den Kindern völlig aus dem Ruder. Ein Achtjähriger zündete frühmorgens das Bett seiner Eltern an, während sie darin lagen und friedlich schliefen.
Die Eltern haben ein Schlafsofa im Wohnzimmer aufgestellt. Rauch und Brandgeruch weckten den 28-jährigen Familienvater und seine ein Jahr jüngere Ehefrau am Dreikönigstag gegen 6 Uhr. Das teilte die Polizei gestern mit. Die Polsterung des Schlafsofas stand teilweise in Flammen. Die Eltern sprangen aus ihrem Bett und löschten die Flammen mit Wasser.
Bub gibt zu, dass er das Sofa absichtlich anzündete
Die Feuerwehr rückte wenig später an. Doch den Einsatzkräften blieb nicht mehr viel zu tun. Die Wohnung in dem mehrstöckigen Mietshaus in Neuperlach musste lediglich gelüftet werden. Der Sachschaden war relativ gering. Allerdings hatte der Familienvater nach Polizeiangaben beim Versuch, die Flammen zu löschen, leichte Verletzungen erlitten. Die Rettungskräfte kümmerten sich um ihn und die Familie.
Weil die Brandursache zunächst unklar war, wurde die Polizei hinzugezogen. Als sich die Beamten mit der Familie unterhielten, platzte die Bombe. Der Achtjährige erzählte, dass er für den Brand verantwortlich sei. Er habe das Sofa mit einem Feuerzeug absichtlich angezündet, verriet er den Beamten. Auch gegenüber einem seiner Geschwister erzählte er die selbe haarsträubende Geschichte.
Demnach habe er sich von seinen Eltern zu wenig beachtet gefühlt. Ein fast gleichaltriges Geschwister ist krank. Die Eltern kümmerten sich um den kleinen Patienten. Der Achtjährige geriet dabei offenbar etwas ins Hintertreffen.
Bub zündet Sofa an: Jugendamt informiert
Er fühlte sich, wie er erzählte, in der Familie zurückgesetzt und von den Eltern vernachlässigt, weil sich alles nur noch um das Geschwister drehte. "Er bekam offenbar nicht die Aufmerksamkeit, die er sich wünschte", sagte Polizeisprecher Werner Kraus.
Für die Eltern war das Geständnis ihres Sohnes zunächst einmal ein Schock. Der Bub wurde in eine Kinderklinik gebracht, in der er auch von Therapeuten und Psychologen behandelt wird.
Zudem hat die Polizei das Jugendamt über den Vorfall inzwischen informiert. Sozialpädagogen sollen der Familie helfen, den außergewöhnlichen Vorfall zu verarbeiten und bei der Bewältigung von Konflikten und Problemen untereinander zu unterstützen.
Dem Buben drohen keine juristischen Konsequenzen
Juristisch hat der Achtjährige keinerlei Konsequenzen zu befürchten. "Er gilt als schuldunfähig", erklärt Werner Kraus. Daher werde kein Strafverfahren eingeleitet. Vielmehr gehe es jetzt darum, dem Buben klar zu machen, welche Gefahren er heraufbeschworen habe und dass er sich im Unrecht befinde.
In Deutschland gelten Jugendliche erst ab einem Alter von 14 Jahren als strafmündig und müssen sich für ihre Taten auch juristisch verantworten. Spezielle Jugendrichter fällen in den Verfahren die Urteile, bei denen der Erziehungsgedanke im Vordergrund steht und weniger die Strafe.