Neueröffnung: Gans Woanders in München - Romantik im tosenden Verkehr

München – Vor der Tür stehen neugierige Nachbarn, durch die Fenster im Zaun schauen Spaziergänger hinein. Doch sie müssen sich noch gedulden: Das "Gans Woanders" öffnet erst am Donnerstagnachmittag seine Türen für die Öffentlichkeit. Die AZ durfte sich am Tag vor der Eröffnung schon einmal umsehen.
Das rote Häuschen mit den spitzen Giebeln wirkt neben der viel befahrenen Pilgersheimerstraße und unter der mächtigen Eisenbahnbrücke seltsam aus der Welt gefallen. Vor Jahren stand hier ein maroder Kiosk, bis sich Julian Hahn, Florian Jund und Philipp Behringer dazu entschlossen, hier ein Café mit Bühne zu eröffnen.
"Gans Woanders": Gebaut mit Teilen vom alten Schlachthof
Von außen scheint das Häuschen schon fertig, doch von drinnen dringt noch Baulärm heraus, es wird gesägt und gehämmert. "Es gibt schon noch ein bisschen was zu tun", erklärt Mitbetreiber Philipp Behringer. Julian Hahn, der ebenfalls auf der Baustelle ist, muss noch schnell zum Kreisverwaltungsreferat. "Sonst können wir morgen nicht aufmachen."
Im Eingangsbereich stehen ein paar Bier- und Weinflaschen. Am Dienstag hatte das Team bereits die Einweihung gefeiert. "Wegen Corona konnten wir leider keine richtige Eröffnung machen", erklärt Behringer. Im Inneren des kleinen roten Hauses ist es derweil schon ganz sauber. Die Espressomaschine glänzt, in der Ecke steht ein großer Pizzaofen. "Den haben wir in Italien bestellt", erzählt Behringer. "Er ist mit Ziegeln aus dem alten Schlachthof gemauert." Auch viele der Fenster im Haus kommen vom alten Schlachthof.

"Gans Woanders" soll Bühne für Veranstaltungen und Konzerte werden
Im ersten Stock stehen Tische und Stühle, eine Wendeltreppe führt ins Dachgeschoss. "Die haben wir aus einem alten Haus am Bodensee", erklärt Behringer. "Viele Bauelemente sind aus alten Häusern." Als Hahn, Behringer und Jund mit dem Bau begannen, war nur klar, dass sie ein kleines Häuschen bauen wollten. "Die Presse hat es dann immer Hexenhäusl genannt, also haben wir uns daran orientiert", sagt Behringer. Mit den krummen Giebeln, und dem geschwungenen Kamin sieht das Haus tatsächlich sehr verwunschen aus.
Direkt vor dem Haus befindet sich die Bühne. "Das Wichtigste", findet Behringer. "Hier sollen Konzerte und Veranstaltungen stattfinden." Sie sollen keinen Eintritt kosten, um allen zugänglich sein. Auch um die Bühne herum gibt es mehrere Terrassen. Auf einer sitzt man zwischen Baumkronen. "Wir haben uns sehr bemüht, dass es den Bäumen hier gut geht", sagt Behringer stolz.

Regenwasser fließt durch die Terrasse hindurch und bewässert so die Wurzeln. Und wenn es mal nicht genug Wasser gibt, misst ein Computersystem die Bodenfeuchtigkeit und bewässert die Bäume künstlich.
25.000 Euro Spenden während Corona
Als wegen Corona die Bauarbeiten auf der Kippe standen, sammelten Münchner Spenden für das Haus. "25.000 Euro kamen da zusammen", erzählt Behringer. Banken wollten keinen Kredit geben. "Auf dem Papier lohnt sich das hier erstmal gar nicht", sagt Behringer. "Die Zwischennutzung gilt ja nur für etwas mehr als vier Jahre." Dass das originelle Häuschen danach abgerissen werden könnte, wirkt jetzt befremdlich.
Auch die neugierigen Anwohner draußen freuen sich auf die Eröffnung. "Das sieht so toll aus", sagt eine Frau, nachdem sie durch ein Fenster im Zaun gelugt hat. Doch nicht allen gefällt das Projekt. Als am Dienstag Einweihungsfeier war, rief jemand die Polizei. Schwer zu glauben, denn das "Gans Woanders" steht isoliert zwischen Straßen und Brachland.
Wenn am Donnerstag eröffnet wird, braucht es hoffentlich keine Polizei. Ab 16 Uhr können Gäste kommen – und zwischen Straße und Eisenbahnbrücke im Hexenhäusl dem Alltag entkommen. Nach den letzten Monaten sicher keine schlechte Idee.
Pilgersheimerstr. 13, Mo-Mi 9 bis 23 Uhr, Do-Sa 9 bis 0 Uhr, So 10-23 Uhr
Lesen Sie auch: Uhrmacherhäusl - Eigentümer will (noch) höher bauen