Neuer Streit um Schwabinger Haus: "Schatzinselchen" droht der Abriss
Schwabing - Es bleibt unruhig: Der Streit um das blau gestrichene Schwabinger Anwesen Clemensstraße 29 war am Mittwoch wieder einmal Gegenstand einer Gerichtsverhandlung. Die im Haus betriebene Kinderkrippe "Schatzinselchen" kämpft ums Überleben. Der Vermieter – der Verein für Ambulante Krankenpflege der Pfarrei St. Ursula – will das Haus abreißen und einen Neubau hinsetzen.
Diesmal ging es vor dem Landgericht aber nur um einen Aushang des Vermieters im Haus. Darin heißt es, dass ein Gutachter die Standsicherheit des Hauses in Frage stelle. Der Verein Schatzinsel Schülerhort fürchtet nun, dass aufgrund des Aushangs besorgte Eltern ihre Kinder aus der Krippe nehmen. Ihre Kritik: Der Eigentümer habe das Urteil des Gutachters in dem Aushang nur verkürzt dargestellt.
Der Streit um den Erhalt des Hauses tobt seit Jahren. Richterin Petra Gröncke-Müller sieht darin einen Grund, warum die Parteien auf diesem "Nebenkriegsschauplatz" manchmal mit "Schaum vor dem Mund" agieren. Dass der Gutachter so im Aushang zitiert wurde, sei aber rechtlich völlig in Ordnung, stellt sie klar.
Eltern bleiben gelassen - doch der Druck wächst
Nina Rampf-Hoppenthaler (42), Vorstandsmitglied des Krippenvereins, fürchtet um die Existenz der Einrichtung. "Wir haben derzeit zwölf Kinder im Alter von ein bis drei Jahren in der Krippe", berichtet sie. Die Eltern haben zwar bislang relativ gelassen auf den Aushang reagiert. Nicht ein einziges Kind sei deswegen abgemeldet worden. Aber der Druck wächst. Ein Umzug in einen anderen Stadtteil kommt für sie nicht in Frage und Räume in Schwabing zu finden? Ein Ding der Unmöglichkeit.
Das weiß auch der Eigentümer des Hauses. Aber der Zustand des Gebäudes zwinge zum Handeln. Vor dem Verwaltungsgericht hatte der kirchliche Verein in Sachen Abriss Recht bekommen. Das Haus steht nicht unter Denkmalschutz, erklärten die Richter.
Trotz des Etappensieges am Verwaltungsgericht bleiben noch Hürden. So scheiterte eine Räumungsklage, die der Vermieter gegen die Krippe angestrengt hatte.
Eine zweite Räumungsklage gegen einen anderen Mieter des Hauses ist ebenfalls abgewiesen worden. Dieser Fall steht jetzt beim Bundesgerichtshof zur Entscheidung an.
Immerhin: Im Streit um den Aushang setzt sich der katholische Verein durch. Nach der klaren Ansage der Richterin, zieht die Krippe ihre Klage zurück. Ein Nebenkriegsschauplatz weniger.
Der Streit ums blaue Haus ist damit aber noch lange nicht befriedet.
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