Neuer Moosacher BA-Chef: Maibaum und Uptown

Moosach - Sein liebster Platz im Viertel ist der Hartmannshofer Park. "Vor der großen Wiese setze ich mich auf die Bank und habe fünf Minuten meine Ruhe", erklärt der Moosacher Wolfgang Kuhn.
Der SPD-Mann ist seit 15. Januar der neue Vorsitzende des Bezirksausschusses. Er beerbt die beliebte Vorsitzende Johanna Salzhuber (SPD), die 21 Jahre Chefin war. "Sie hat es wunderbar geschafft, alle Strömungen unter einen Hut zu bringen. Sie war fundiert. In so vielen Jahren sammelt sich im Hirnkastl Einiges an, was andere nachlesen müssen", lobt Kuhn seine Vorgängerin. Salzhuber habe etwas "kürzer treten" wollen. Als einfaches BA-Mitglied werde sie jedoch weiter für die Moosacher arbeiten, sagt der 59-Jährige.
Optik in Moosach: "Ein relativ gesunder Mix"
Sein Moosach beschreibt der Frischgewählte so: "Ein besonderer Mix aus Maibaum und Uptown". Sein Moosach ist das dörfliche Ensemble um den St.-Martins-Platz, sind die "schrecklich modernen Bauten" von 1972, wie das Olympia-Einkaufszentrum und die Pressestadt. Dazu kommen klassische Gegenden mit Einfamilienhäusern und die alten städtischen Mietshäuser von GWG und Gewofag.
Alles überragt der Uptown-Turm: das 146 Meter hohe, verglaste O2-Hochhaus am Georg-Brauchle-Ring. "Für mich ist das noch ein relativ gesunder Mix, was die Optik betrifft. Mir gefällt, dass die Moosacher so bodenständige und normale Leute sind," sagt der städtische Angestellte, der auch Präsident des Eigenheimerverbandes Bayern ist.
In Hartmannshofen, 1919 als soziale Siedlung für Witwen, Waisen und Kriegsversehrte gebaut – mit großen Gärten für Gemüseanbau und Kleintierhaltung – wohnt der Vater von zwei Söhnen mit seiner Frau. Sie arbeitet bei der Mittagsbetreuung der Grundschule an der Haldenbergerstraße.
Kuhns Viertel ist im Umbruch
Kuhns Credo als Stadtviertelpolitiker lautet: "Bewahren ist eine wichtige Geschichte. Es lohnt sich, dafür zu arbeiten, dass nicht zu dicht und zu hoch gebaut wird. Noch ein Hochhaus wollen wir nicht."
Doch auch sein Viertel ist im Umbruch. Das Sterben der Traditions-Gasthäuser ärgert ihn sehr. Gerade hat das Gasthaus Spiegl von 1876 zugemacht. Die Eigentümer planen darin Wohnungen. Der Pächter vom Alten Wirt, in dem das Moosacher Stadtviertelparlament bis jetzt tagte, muss im Mai raus. "Hofbräu hat den Pachtvertrag nicht verlängert, das ist dramatisch. Wir würden uns hier weiter eine bodenständige bayerische Küche wünschen", so Kuhn.
Die großen Themen im Viertel für die nächsten Jahre sind der Bau des Busbetriebshofes, das neue Wohngebiet auf dem Meiler-Gelände und der Abriss und Neubau der Siedlung an der Karlinger Straße.
Was Kuhn aktuell Sorgen bereitet, ist, dass die Stadt die Unterführung an der Dachauer Straße deutlich tiefer legt. Danach passen höhere Lastwagen durch, was den Schwerlastverkehr auf der Dachauer Straße sicher verstärken wird. Wolfgang Kuhn: "Hier wird ein neues Problem auf uns zukommen. Ich will einen Messpunkt für Schadstoffe beantragen, damit die Entwicklung gleich aufgezeichnet wird."
In München werden Wohnungen gebraucht, das sieht auch der neue BA-Chef. Und Moosach hat noch freie Ecken. Aber: "Auf unsere Flächen werden wir genau schauen: Was soll da kommen?" Wolfgang Kuhn meint: "Ein Hochhaus erzeugt unheimlich viel Verkehr. Und die spannende Frage ist: Verkraftet das Moosach?"