Neuer Großmarkt in München-Sendling doch ohne Wohnungen?

Sendling - Dass der Großmarkt in Sendling einer bleibt, den sich die Händler auch leisten können, sei das Wichtigste. Das hat Kommunalreferentin Kristina Frank (CSU) immer wieder betont.
Gleichzeitig ist seit Ende Januar klar: Investor Ralf Büschl, der das Areal neu bebauen soll, plant den Großmarkt deutlich kleiner. In einer nicht-öffentlichen Beschlussvorlage war damals nur noch von 80.000 Quadratmetern die Rede. Ursprünglich ging die Stadt von 220.000 Quadratmetern aus.
Großmarkt in Sendling: Konzept sah Wohnraum auf oder neben der neuen Halle vor
Das sollte Platz für andere Nutzungen machen: 46.000 Quadratmeter sollten für Büros und anderes Gewerbe auf oder neben der neuen Halle realisiert werden. Und – für die Stadt wohl besonders charmant – auch Wohnraum stellte sich Büschl an der neuen Großmarkthalle vor: 600 bis 700 Wohnungen seien auf oder neben der neuen Halle denkbar, hieß es in den Unterlagen der Stadt.
Doch offenbar ist Büschl von diesen Plänen abgerückt. Das hat die AZ aus Rathauskreisen erfahren. Büschl dementierte gegenüber der AZ nicht, dass er seinen Plan auf dem Großmarktareal Wohnraum zu schaffen aufgegeben hat. Einen Fragenkatalog, was er stattdessen auf dem Areal plant und was die Gründe für den Kurswechsel sind, ließ er unbeantwortet. Aus dem Rathaus heißt es, die gestiegenen Kosten seien verantwortlich.
Die Hälfte der Wohnungen hätte Investor Ralf Büschl günstig vermieten müssen
Tatsächlich hätte der Grünwalder Investor Büschl nur mit etwa der Hälfte der 600 geplanten Wohnungen das große Geschäft machen können. Denn: Er hätte sich an die Richtlinien für eine sozialgerechte Bodennutzung halten müssen.
Diese verpflichtet Bauherren dazu, auch günstigen Wohnraum zu schaffen und sich an den Folgekosten, die ihre Planungen auslösen, zu beteiligen. Wenn also damit zu rechnen ist, dass so viele Menschen in ein Neubaugebiet ziehen, dass auch neue Schulen, Kindergärten und Parks notwendig werden, müssen die Bauherren dafür mitbezahlen.
Nach diesen Richtlinien hätte Büschl mindestens die Hälfte der 600 bis 700 Wohnungen preisgedämpft oder gefördert anbieten müssen. So geht es aus der Beschlussvorlage des Kommunalreferats hervor.
Hinzu kämen zwei Häuser für Kinder mit je vier Krippen- und drei Kindergartengruppen. Außerdem würde diese Anzahl an neuen Wohnungen die Planung einer neuen zweizügigen Grundschule auslösen.
Großmarkt in Sendling: Münchner Stadtrat befasst sich nach der Sommerpause mit den Plänen
Und darüber hinaus hätte Büschl 28.000 Quadratmeter Grün- und Freiflächen schaffen müssen. Die Hälfte davon hätte er öffentlich zugänglich und nicht auf Dachflächen, sondern auf dem Grund des Großmarkts realisieren müssen. Möglicherweise wurden Büschl all diese Kosten zu viel.
Spannend ist nun, wie seine neuen Pläne für das Areal aussehen. Und ob der Stadtrat diesen Plänen zustimmt. Ursprünglich plante das Kommunalreferat, den Stadtrat nach der Sommerpause noch einmal mit den Plänen zu befassen.