Neue Tram in Schwabing: Mehr Stau auf der Leopoldstraße?

Schwabing - Der Plan, durch den Englischen Garten eine Tram fahren zu lassen, sorgt schon seit Jahrzehnten für Streit. Dass sie kommen soll, ist inzwischen beschlossen. Doch nun kommt es auf dieser Linie wegen eines anderen Abschnitts zu Ärger.
"Mischverkehr" auf Leopoldstraße: Tram und Autos sollen sich Platz teilen
Bevor die Stadt Gleise durch den Park verlegen lässt, will sie den Abschnitt vom Elisabethmarkt durch die Franz-Joseph-Straße über die Leopoldstraße bis zur Münchner Freiheit bauen. Schon Ende 2023 soll laut Mobilitätsreferat der Bau beginnen. Fertig soll die neue Linie Ende 2025 sein.
Die Idee ist, dass sich Tram und Autos auf der Leopoldstraße den Straßenraum teilen. Betrieb im "Mischverkehr" nennt sich das im Fachjargon. Doch stattdessen werde daraus ein "Zusammen im Staustehen", fürchtet Berthold Maier. Er leitet den "Arbeitskreis Attraktiver Nahverkehr" im Verein Münchner Forum.

Münchner Mobilitätsreferat: Ampeln sollen Verkehr von Tram und Autos steuern
Maier geht davon aus, dass ein störungsfreier Betrieb nur möglich ist, wenn die Tram ein eigenes Gleisbett bekommt. Für den Autoverkehr müsste dann eine Fahrspur entfallen. Denn die Münchner werden eben nur dann auf den ÖPNV umsteigen, wenn die Tram nicht ständig in Schwabing im Stau steht, argumentiert der Arbeitskreis.
Das Münchner Mobilitätsreferat sieht das anders. Die Verkehrsexperten in der Verwaltung rechnen ebenso wie der verkehrspolitische Sprecher der SPD, Nikolaus Gradl damit, dass Autofahrer in kilometerlangen Staus feststecken, wenn man eine Spur abschafft. Schließlich müssen von der Leopoldstraße aus viele Autofahrer in die Seitenstraßen abbiegen. Das sei nicht zu verantworten, sagt Gradl. Hinzu kommen laut Mobilitätsreferat negative Auswirkungen für den Busverkehr.

Das Mobilitätsreferat verspricht, durch Ampeln den Verkehr so zu steuern, dass sich Tram und Autos nicht gegenseitig behindern.
MVG plant Ladezonen für Lieferfahrzeuge in der Leopoldstraße
Doch dass der Verkehr auf der Leopoldstraße einmal völlig reibungslos läuft, bezweifelt auch Patric Wolf (CSU). Er leitet den Bezirksausschuss Schwabing-Freimann. Vor kurzem stellte die MVG die Pläne dem Gremium vor. "Wahrscheinlich wird es auf der Leopoldstraße Probleme geben", meint Wolf. "Es wird eine Herausforderung."
Gerade am Vormittag stehen dort in zweiter Reihe viele Lieferfahrzeuge, die die Läden und Restaurants anfahren, schildert er. Autos können ausweichen, die Tram müsste anhalten. Die MVG plane deshalb Ladezonen, so Wolf. Aber ob die reichen, müsse der Bezirksausschuss erst noch diskutieren.
Neben Tram und Autos: Stadt plant Radschnellweg
Auch Wolf hielte es für falsch, auf der Leopoldstraße eine Autospur abzuschaffen, damit die Tram freie Fahrt hat. Allerdings findet er: "Die Stadt packt die Leopoldstraße zu voll." Denn neben der Tram und den Autos sollen dort in Zukunft auch mehr Radler unterwegs sein. Die Stadt plant hier einen mindestens drei Meter breiten Radschnellweg. Er soll gleichzeitig mit der Tram gebaut werden. "Warum muss der auch noch auf der Leopoldstraße sein?", fragt Wolf. "Warum verlegt man den nicht auf eine Parallelstraße?" Zum Beispiel die Königinstraße.
SPD-Stadtrat Gradl kann sich für die Idee nicht begeistern. "Der Radschnellweg ist schon längst geplant." Und schließlich sei eine Idee dahinter, dass die Studenten schneller zu ihren Vorlesungen kommen - nicht nur am Geschwister-Scholl-Platz, sondern auch in den anderen Fakultätsgebäuden entlang der Leopoldstraße. Auch das Mobilitätsreferat geht davon aus, dass diese Strecke nicht angenommen wird.