Neue Nutzung fürs Ruffinihaus: Eine Etage für Kreative

Im Ruffinihaus bekommen junge Gründer günstige Mieten und Raum zum Austausch untereinander. Die Stadt fördert das.
von  Helena Ott
Das erst kürzlich sanierte Ruffinihaus bietet Kreativen viel Raum und Möglichkeiten zum Austausch.
Das erst kürzlich sanierte Ruffinihaus bietet Kreativen viel Raum und Möglichkeiten zum Austausch. © Petra Schramek

Altstadt - Im Januar haben die beiden Filmschaffenden ihre neuen Schreibtische bezogen. Mila Zhluktenko aus der Ukraine und Daniel Asadi Faezi haben zusammen Regie in München studiert und arbeiten jetzt als selbstständige Dokumentarfilmer. "Angefangen haben wir von zu Hause, aber hier kann man sich besser konzentrieren", sagt Zhluktenko. Erst im Februar wurde ihr Kurzfilm über die Ankunft ukrainischer Geflüchteter in einer Kaserne auf der Berlinale ausgezeichnet.

Mieten für kleine Gewerbeflächen auf Rekordhoch

Neuerdings teilen sie sich ein schickes Büro mit hohen Decken, Fischgrätparkett und direktem Blick auf den Rindermarkt. In München ein Traum für Selbstständige aus der Kulturbranche.

Matthew Dueck (v.l.), Lukas Prestele und Dominic Ahn haben zusammen ein Architekturbüro gegründet.
Matthew Dueck (v.l.), Lukas Prestele und Dominic Ahn haben zusammen ein Architekturbüro gegründet. © Petra Schramek

Aber meistens bleibt es das auch. Mieten für kleine Gewerbeflächen in München sind auf einem Rekordhoch. Gerade zu Beginn können sich junge Kreative deshalb keine adäquaten Arbeitsräume leisten.

"Creative Hub" im Ruffinihaus

Das kann nicht im Sinn einer Stadt sein. Klar, große Gewerbeeinnahmen, die bringen andere. Aber ohne die Kreativen wird es schnell trist. Es fehlt an Vielfalt, Kunst und jungen Veranstaltungen.

Das haben die städtischen Referate für Kommunales, Kultur und Wirtschaft erkannt und gemeinsam das "Creative Hub" im Ruffinihaus mit zugehörigem "Kompetenzteam Kultur und Kreativwirtschaft" gegründet. Die Mitglieder aus der Kulturbranche beraten und unterstützen die "Ruffinis", wie sie intern genannt werden, bei ihrer Arbeit.

Büros und Gemeinschaftsräume: ein Arbeitsplatz auf Zeit

Bis 2017 war in dem denkmalgeschützten Haus am Rindermarkt ein Teil der Stadtverwaltung untergebracht. Schnöde Beamtenstuben wichen hellen Büros, mit Werkbänken, Tonstudios, Nähmaschinen und Modellbauplätzen. Die monatliche Miete kostet die Teams oder Soloselbständigen 20 Euro pro Quadratmeter ihrer Bürofläche.

Matthew Dueck (v.l.), Lukas Prestele und Dominic Ahn haben zusammen ein Architekturbüro gegründet.
Matthew Dueck (v.l.), Lukas Prestele und Dominic Ahn haben zusammen ein Architekturbüro gegründet. © Petra Schramek

Gemeinsam können sie auch die anderen Räume der ersten Etage, wie ein Wohnzimmer, eine Küche und zwei größere Workshopräume nutzen. Es ist aber ein Arbeitsplatz auf Zeit. Zwei Jahre, danach wird der Platz wieder anderen Einsteigern zur Verfügung gestellt.

"Eine richtige Community soll entstehen"

Die Regisseurin Mila Zhluktenk und die anderen 35 "Ruffinis" sind schon die zweite Generation des Projekts. In jedem Zyklus soll eine "richtige Community" entstehen, "in der sich die verschiedenen Gewerke austauschen und kooperieren", sagt Susanne Mitterer, stellvertretende Leiterin des Kompetenzteams Kreativwirtschaft.

Kooperationen auf dem Flur

Gemeinsam mit ihrem Team koordiniert sie Kennenlern-Workshops, individuelle Beratung oder lädt auf Wunsch Referenten ein. "Wir stehen da ja am Anfang alle vor ähnlichen Problemen", sagt Mila Zhluktenko. Sei es die Erstellung eines Businessplans, rechtliche Fragen oder die eigene Sichtbarkeit.

"Wir profitieren enorm von der Nähe zu den anderen Teams hier", sagt Matthew Dueck, "nicht nur weil man zusammen Mittagspause machen kann". Der 35-jährige Architekt konnte sich im vergangenen Jahr mit einem ersten größeren Auftrag gemeinsam mit zwei Kommilitonen selbstständig machen.

Jetzt haben die drei eine eigene Firma, die "Adpa", und ihr erstes Büro drei Gehminuten vom Rathaus entfernt. Schon in den ersten drei Monaten seien Kooperationen mit anderen auf dem Flur entstanden. Ein paar Türen weiter konnten ihnen Webdesignerinnen bei ihrem Online-Auftritt helfen und ein anderes Architekten-Trio bei einem Programm für den 3D-Drucker.

80 Bewerber haben sich für 2023/2024 beworben. 2025 bekommen die nächsten Einsteiger die Chance, ihre kreativen Gedanken an prominenter Stelle in der Stadt fließen zu lassen.

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