Neubauten an der Orleanstraße: Was passiert mit dem Weiße-Rose-Zaun?

Entlang der Orleanstraße entstehen Wohnungen und ein Hotel. Der alte Eisenzaun, an dem das berühmte Foto der Widerstandsgruppe Weiße Rose entstand, kommt weg - das Gedenken aber bleibt.
Lukas Schauer |
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Der Zaun an der Orleansstraße kommt weg - ein Gedenken an die Widerstandsgruppe Weiße Rose soll aber an Ort und Stelle finalisiert werden (Archivfoto).
Der Zaun an der Orleansstraße kommt weg - ein Gedenken an die Widerstandsgruppe Weiße Rose soll aber an Ort und Stelle finalisiert werden (Archivfoto). © imago / STL

München - Gebaut wird schon und bald wird auch der Gebrauchtautohändler den Baggern weichen: An der Oreleanstraße, entlang der S-Bahn zum Ostbahnhof, entstehen bis 2028 die "Orleanshöfe" - um die 460 Wohnungen, Büros, Einzelhandel, Gastronomie und Kindertageseinrichtungen und wohl auch ein Hotel.

Von dem Bau betroffen sein wird damit auch der alte Eisenzaun, der auch als "Weiße-Rose-Zaun" bekannt ist. An ihm entstand am 23. Juli 1942 das berühmte Foto: Sophie Scholl war zum Ostbahnhof gekommen, um ihren Bruder Hans sowie die Freunde Hubert Furtwängler, Alexander Schmorell und Willi Graf, die als Teil einer Studentenkompanie an die Ostfront beordert wurden, zu verabschieden. Heute weist nur eine kleine Tafel auf der gegenüberliegenden Straßenseite auf den Zaun und seine Bedeutung hin - mehr Gedenken ist bislang nicht.

Sophie Scholl am Zaun mit (von links) Hubert Furtwängler (kein Widerstandskämpfer), Hans Scholl, Raymund Samiller und Alexander Schmorell.
Sophie Scholl am Zaun mit (von links) Hubert Furtwängler (kein Widerstandskämpfer), Hans Scholl, Raymund Samiller und Alexander Schmorell. © © George Jürgen Wittenstein/akg-images

Gedenkort für Weiße Rose an Orleanstraße soll kommen

Doch mit dem Neubau kommt nun neue Fahrt auf in der Debatte um eine adäquate Würdigung. Der Planungsausschuss der Stadt hat mit dem Entscheid für die Orleanshöfe auch einen Gedenkort vorgeschrieben, wie der "Münchner Merkur" berichtet. Jörg Spengler (Grüne), Vorsitzender des Bezirksausschusses Haidhausen, sagt zur AZ: "Wir als BA werden jetzt versuchen, zusammen mit der Weiße-Rose-Stiftung, dem Investor und der Stadt eine gute Lösung für einen Gedenkort an der Orleanstraße zu finden".

Klar ist aber: Der Zaun wird komplett abgebaut, voraussichtlich im Jahr 2023.  Erste Stücke sind ja bereits der Baustelle für die Zweite Stammstrecke zum Opfer gefallen. "Die Zaunelemente können dann etwa an interessierte Schulen und Organisationen abgegeben werden", erklärt Spengler.  So soll das Gedenken deutschlandweit weiter getragen werden. Auch sein BA wird sich dafür einsetzen, Zaunelemente zu erhalten. Ein Stück des Zaunes könne zusammen mit Stelen und einem erklärenden Text zudem Basis eines Gedenkorts innerhalb der Orleanshöfe werden. Der Investor und Bauträger, die Münchner Immobilienfirma GVG, stehe diesbezüglich in Kontakt mit Stadt und Stiftung.

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3 Kommentare
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  • am 08.04.2021 10:41 Uhr / Bewertung:

    Der Zaun gegenüber dem Haus Orleansstraße 65 ist der historische Ort der weltberühmten Fotos vom 23. Juli 1942.
    Die Fotos und der Ort dokumentieren einen wichtigen Abschnitt der Widerstandsgruppe Weiße Rose.
    Ihn dem Profit eines Immobilienspekulanten zu opfern ist ein kulturelles Armutszeugnis erster Klasse für die Landshauptstadt München.
    Die 15 Meter vom Weiße-Rose-Zaun (d.h. 5 Zaunelemente) gegenüber den Haus Orleansstraße 65 nicht zu erhalten, ist ein schwerer Schlag gegen die Gedenkultur in Deutschland für die Opfer des Hitler-Terrors.
    Werner Thiel
    (weisse-rose.hpage.com)

  • Lackl am 04.03.2021 15:08 Uhr / Bewertung:

    Wir haben doch schon so ein sauteueres Dokuzentrum und genug Plätz, Straßen, Mahnmale und Gedenkstätten über das alte Weltkriegszeugs. Es muss wirklich nicht jede Straß und Haus damit vollgepflastert werden. Was war, das war - schlimm genug - aber irgend wann muss damit einmal Schluss sein, da kaum ein heutiger damals dabei war. Und wer`s arg mit der Geschichte hält, der soll sich en Buch drüber kaufen.

  • ChrisS am 27.02.2021 21:56 Uhr / Bewertung:

    Bin da bestimmt schon 100 mal vorbei geradelt und mir ist das nie aufgefallen. Die letzten 80 Jahre hat sich niemand (und auch nicht die Stiftung) um den Zaun gekümmert. Das sagt viel aus.
    Die Stadt München könnte im Stadtmuseum ein Stück davon aufbewahren.

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