Neubaugebiet neben Villen: Großprojekt im Münchner Osten

Trudering/Haar - Während einige Umlandgemeinden ihr Wachstum und den Wohnungsbau stoppen (AZ berichtete), entstehen im Osten von München, in Haar, gerade über 1.000 neue Wohnungen. Den Charme des alten Geländes der ehemaligen "Kreisirrenanstalt" erhalten und dennoch eine attraktive Siedlung mit 1.000 Wohnungen schaffen – diese Gratwanderung möchte der Haarer Gemeinderat nun meistern.
Alle hohen alten Bäume sollen möglichst erhalten bleiben
"Jugendstilpark" heißt die künftige Siedlung zwischen Leib- und Vockestraße, die einst Teil des Nervenkrankenhauses München-Haar war. 36 denkmalgeschützte Häuser stehen hier. Das Gelände gehörte einst dem Bezirk Oberbayern. Inzwischen teilen sich mehrere Investoren die 29 Hektar große Fläche, auf der 32 neue Wohnhäuser entstehen werden. Die sollen mit dem Altbestand harmonieren, ohne den üppigen, hohen Baumbestand zu gefährden.
Einfach war das alles nicht. Die Wünsche von Investoren, Gemeinderat, Denkmal- und Naturschützern mussten in Einklang gebracht werden. Mehr als zehn Jahre dauerte es, das Projekt zu prüfen, zu verhandeln und abzustimmen.
Der erste Baukomplex ist inzwischen weit gediehen. Es entsteht ein Pflegeheim, inklusive betreutem Wohnen, das die Erlbau GmbH & Co KG aus Deggendorf an der Vockestraße Ecke Leibstraße errichtet. Die Gemeinde Haar selbst baut nur eine Kita, hat sich aber 25 Jahre lang das sogenannte Belegrecht für 90 Neubauwohnungen verbriefen lassen. 145 Wohnungen erstellt die gemeinnützige Siedlungsgesellschaft Oberbayerische Heimstätte. Alle anderen gehören Privatinvestoren. Die müssen beim Ausbau der alten Jugendstilvillen zahlreiche Vorgaben beachten, die der Denkmalschutz vorgab.
Der Verkehr im Viertel wird deutlich zunehmen
Obwohl das Klinikgelände nie der Gemeinde Haar gehörte, hat sie mithilfe ihrer Planungshoheit dafür gesorgt, dass der Jugendstilpark künftig stilvoll bleibt. Weitere 300 Wohnungen, ein Gasthaus und einen Rewe-City baut die Firma DIBAG in Gronsdorf, einem Ortsteil der Gemeinde Haar.
Mehr Menschen bedeuten mehr Verkehr, mehr Kita- und mehr Schulplätze. Die Verkehrslast aus Gronsdorf, wo auch ein Campus (FOS, BOS) geplant ist, tragen vor allem die Truderinger. Durch die kleine Bahnstraße rauschen seit Jahren Laster aus dem Gronsdorfer Kieswerk, weil Haar alle Wege zur B304 auf seinem Gebiet blockiert.
Unterwegs in der Messestadt: Quadratisch, praktisch - gut?
Größte Grundschule Bayerns mit 800 Kindern
Die Autos von den 1.000 Wohnungen im Jugendstilpark wiederum werden auf die schon stark belastete B471 weichen. Im Jahr 2016 hatte Haar sogar Widerspruch gegen den Bau von 600 Wohnungen in Vaterstetten eingelegt, weil man den Mehrverkehr auf der B471 fürchtete.
Haar hat auch einen Erweiterungsbau für die Grundschule am Jagdfeldring beschlossen. 800 statt 400 Kinder werden die wohl größte Grundschule Bayerns besuchen. Die ursprünglichen Baukosten sind bereits gestiegen: 35 statt 27 Millionen Euro. Vor allem der Pausenbereich auf dem Sporthallendach und die Herstellung der Außenflächen verteuern den Schulausbau. Hier hatte man zunächst mit einem Drittel der Kosten gerechnet.
Fatal, dass bei der anstehenden Ausgabenlast nun der Pharmakonzern Sharp & Dohme (Deutschland-Umsatz 1,7 Milliarden Euro) den Firmensitz von Haar nach Berg am Laim verlegt. Haar entgehen dadurch viele Steuergelder, die die Gemeinde jetzt gut brauchen könnte.