Neubau-Zoff: Designer-Bau zu hässlich für Bogenhausen?

Ein moderner Neubau im altehrwürdigen Bogenhausen: Das kantige Designer-Haus von Star-Architekt David Chipperfield  trägt schon jetzt den Spitznamen "Bunker".
von  Judith Eisinger
Die drei Meter hohe Mauer schließt direkt an den Bürgersteig an.
Die drei Meter hohe Mauer schließt direkt an den Bürgersteig an. © Judith Eisinger

Bogenhausen - Das Neue Museum in Berlin, das Nobel-Center in Stockholm, das Kunsthaus in Zürich: Das Büro von Star-Architekt David Chipperfield hat ein beeindruckendes Portfolio, in dem sich Museen und moderne Luxusbauten aneinanderreihen. Und jetzt: ein Einfamilienhaus in Bogenhausen.

Karl Hamp kann nur wenig Begeisterung für den hochkarätigen Architekten aufbringen, der nun im Herzen seines Viertels baut. „Ein Schandfleck ist das! Ein völlig unstrukturierter Betonkasten!“, findet er. Tatsächlich ist die Front des Hauses, das den Münchner so zur Weißglut treibt, nicht gerade einladend: Kein einziges Fenster zeigt zur Straße hinaus, direkt am Bürgersteig wurde eine drei Meter hohe Wand hochgezogen.

In direkter Nachbarschaft: Klassizistische Villen

Gleich daneben: eine klassizistische Villa mit Säulen vor dem Eingang und großen Sprossenfenstern. „Ein Kontrast, wie man ihn sich schlimmer nicht vorstellen könnte“, sagt Karl Hamp aufgebracht. Im Viertel findet das moderne Designerhaus wenig Anklang. „Furchtbar sieht das aus, gar keine Fenster“, sagt ein Mitglied der Gemeinde. Und fügt hinzu: „Aber es darf doch jeder bauen, was er mag. Das ist Geschmacksache.“

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So sieht es auch der Gesetzgeber: Aus dem Planungsreferat heißt es, die Baugenehmigung für den Bogenhausener Bunker sei erteilt worden, weil sich das Projekt „nach Art und Maß der baulichen Nutzung in die nähere Umgebung einfügt“.

Bei der Gestaltung hat der Bauherr freie Hand

Ingo Trömer vom Planungsreferat erläutert: „Entscheidend sind die Art und das Maß der Bebauung. Das heißt, das Gebäude muss in etwa so groß wie die anderen sein, und ein Wohnhaus steht in einer Wohnhaussiedlung.“ Bei der Gestaltung dagegen hat der Bauherr relativ freie Hand. „Das Eigentumsgrundrecht bietet sehr viele Freiheiten. Alles geht nicht, aber die Hürden, bis die Stadt eingreifen kann, sind sehr hoch“, sagt Trömer.

Der Bauherr selbst und der Architekt schweigen, zu den Vorwürfen beziehen sie keine Stellung. Für Karl Hamp bedeutet das, dass er sich mit dem modernen Designerhaus abfinden muss – auch wenn es ihm ein Dorn im Auge bleiben wird.
Andere Anwohner machen es vor: „Schauen Sie sich doch um. Überall in Bogenhausen entstehen solche Häuser. Das ist die neue Art zu bauen.“

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