Netzpython „Berta": Operation Riesenschlange
Schwabing - Durch einen Tubus fließt Narkosegas in die Luftröhre. Der Patient wird schläfrig. Sein Kiefer schließt sich um das Holzstäbchen, das verhindert, dass er dabei das Plastikröhrchen zerbeißt. Der Arzt zückt das Skalpell. So weit, so ungewöhnlich.
Denn bei dem Patienten, der jetzt in der Münchner Auffangstation für Reptilien unters Messer kam, handelt es sich um eine Netzpython namens „Berta“. Berta und 45 weitere exotische Schlangen gehörten einem 40-jährigen Straubinger, der Ende Mai tot in seiner Wohnung gefunden worden war (AZ berichtete). Der Körper des vier Meter langen Weibchens war mit vereiterten Schwellungen übersät.
„Wir schätzen, dass diese Entzündungen inzwischen mindestens ein Jahr alt sein dürften“, sagt Markus Baur, Leiter der Auffangstation. Mögliche Ursachen könnten der Biss eines anderen Tieres oder ein Schlag gewesen sein.
Auf Röntgenaufnahmen entdeckten die Reptilien-Experten: Die Entzündungen hatten mehrere Wirbelknochen angegriffen und teilweise zerstört. Höchste Eile war geboten,denn Berta drohte eine Querschnittslähmung. „In diesem Fall hätten wir das Tier nur noch einschläfern können“, so der Stations-Leiter. Die Operation, in der die Vereiterungen entfernt wurden, dauerte eine halbe Stunde. Berta hat den Eingriff gut überstanden. „Es sieht gut aus, Heilungstendenz: positiv“, sagte Markus Baur gestern der AZ. Der Tierarzt und sein Team sind zuversichtlich, dass sich die gelb-schwarz-gemusterte Riesenschlange bald erholen wird.
Und es gibt noch eine gute Nachricht: Für Berta konnte ein neuer Besitzer gefunden werden. Die Netzpython wird demnächst ins Reptilienhaus Unteruhldingen am Bodensee umziehen.
Ihr Platz in der Auffangstation wird dringend gebraucht. Fast täglich werden dort neue Reptilien abgegeben oder vor der Tür ausgesetzt. Gerade jetzt vor den Ferien.
Weitere Infos und Spendenkonto: reptilienauffangstation.de
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