"Nazi-Arsch": Münchner Reichsbürger bedroht und beleidigt Polizei

München - Die schrägsten Verschwörungstheorien sind auf der Internetseite zu finden: Geheimbünde, die die Welt unter sich aufteilen, finstere Mächte, die mit Chemikalien in der Luft die Menschen zu willenlosen Marionetten machen, Spionagesoftware, die die gesamte Menschheit überwacht. Auf der jedermann zugänglichen Seite steht aber nicht nur harmloser Unsinn, der Autor verbreitet auch massive Drohungen und Beschimpfungen, die sich gegen ganz bestimmte Personen richten.
"Ich mach' euch fertig", droht der 48-jährige gebürtige Münchner. Sein Hass konzentriert sich beispielsweise auf zwei bestimmte Polizisten – einem Kommissar der Drogenfahndung und einem Beamten vom Staatsschutz K 44, zuständig für Delikte aus der rechten Szene. Als "Drecksau" und "Nazi-Arsch" werden die Polizisten bezeichnet. Die Beleidigungen und Bedrohungen ziehen sich über ganze Seiten. Auch ein Richter und ein Staatsanwalt kriegen zwischendurch ihr Fett weg.
Offenbar alles Menschen, mit denen der Münchner Probleme hatte. Dabei ging es mal um dessen schräge politischen Ansichten – er gilt als Anhänger der Reichsbürger-Szene. Aber auch wegen Schlägereien und Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz bekam er immer wieder mit Ermittlungsbehörden zu tun.
Polizei mit Fax auf Website hingewiesen
Sein Rachefeldzug gegen Polizei und Justiz hat allerdings einen kleinen Schönheitsfehler. Die viel geschmähten Organe der Staatsmacht bekamen bis vor wenigen Tagen nichts davon mit. Die Schmäh-Seite im Internet war nämlich nur Insidern bekannt. Am Samstag schickte der 48-Jährige deshalb ganz "old school" ein Fax ans Staatsschutzkommissariat. Er beschimpfte die beiden Kriminaler. Und weil er viel mehr mitzuteilen hatte, als auf einem Fax Platz hat, verwies der Absender ausdrücklich auf die Homepage, auf der sich der 48-Jährige all seinen Frust und all seine Wut von der Seele geschrieben hatte.
Er selbst bezeichnet sich als "Schreib-Junkie". Vor allem wenn er "sauer" sei, breche es aus ihm heraus und dann müsse er seiner Wut einfach Luft machen. Das hat er so gründlich getan, dass er am letzten Dienstag Besuch von der Polizei bekam. Die Beamten präsentierten einen richterlichen Durchsuchungsbeschluss und stellten dann die Wohnung in Solln auf den Kopf. Dabei fanden sie ein verbotenes Butterfly-Messer sowie ein Tütchen mit Betäubungsmittel, eine so genannte Kräutermischung.
Die Polizisten beschlagnahmten außerdem den Computer des Verdächtigen sowie Speichermedien. Sie werden derzeit ausgewertet.
Die Behörden ermitteln gegen den 48-Jährigen inzwischen wegen Verstoß gegen das Waffengesetz, gegen das Betäubungsmittelgesetz sowie zusätzlich wegen Bedrohung, Beleidigung, versuchter Nötigung und auch wegen der öffentlichen Aufforderung zu einer Straftat. Eines blieb dem Münchner allerdings erspart: er sitzt nicht in U-Haft, er kann Zuhause auf seinen Prozess warten.