Napoli Rush in der Theresienstraße: Einmal Neapel für alle!
München - Es hat ihn ein bisschen überrannt. Vor knapp zwei Wochen hat Hasan Veisoglu das Napoli Rush eröffnet. Ein kleiner Pizzaladen in der Theresienstraße 156, nicht größer als drei Parkplätze.
Das Konzept ist ein Hybrid aus Lebensmittelladen, Bistro und Lieferdienst. An Spitzentagen gingen hier schon 200 Pizzen über den Tresen, nach nicht mal einem Monat.
Veisoglu hatte am Anfang mit viel weniger gerechnet, deshalb musste er schnell noch zwei Leute mehr einstellen.
Mit Veisoglu hinter dem klein-gefliesten grünen Tresen sind sie jetzt zu siebt. Der 35-Jährige kassiert und berät, zwei Pizzabäcker machen den Teig nach neapolitanischem Rezept, belegen und backen. Einer von ihnen ist Severino di Donato, er kommt direkt aus Neapel.
Ein Pizzabäcker direkt aus Neapel
"Er ist erst 26, aber backt schon Pizza, seit er zehn ist”, sagt Veisoglu. Di Donato steht groß und breitschultrig vor dem Pizzaofen. Dem "Ferrari unter den Pizzaöfen”, wie Veisoglu ihn nennt. Das 15.000-Euro-Modell wird bis zu 500 Grad heiß.
Hasan Veisoglu will klassische neapolitanische Pizzen servieren, aber immer mit einem kleinen Extra, einer individuellen Note. Die Kürbis-Pizza "Pumpkin Spice” mit geräuchertem Mozzarella wird am Schluss mit einer kleinen Prise Kaffeepulver garniert.
"Dass das harmoniert, hat Severino eingebracht”, sagt der Gastronom. Die Salami-Pizza mit Mozzarella wird mit selbst gemachter Jalapenomarmelade von Veisoglus Mutter verfeinert.
Auf der Karte stehen zwölf Pizzen, sie kosten zwischen 9,50 und 12,50 Euro und haben einen dicken knusprigen Rand.
Und dann ist da noch der Laden. Hasan Veisoglu steigt die drei Treppenstufen hoch zu den schicken selbstgebauten Regalen aus Stahl und Holz. "Es sollen bodenständige Sachen sein, die die Italiener selbst auch zuhause haben”, sagt er zu seiner Auslage.
Er zeigt auf das große Regal mit den Divella-Nudeln im Orecchiette-, Linguine- und Rigatoni-Format. Daneben Olivenöl, eingelegte Tomaten, Sardellen und Variationen von italienischen Keksen und Wein. Alles original aus Italien.
Gastronomie statt Bürojob - und nun ein eigenes Geschäft
"Das Einzige, was nicht original-italienisch hier drin ist, bin ich”, sagt Veisoglu. Seine türkischen Eltern zogen nach München, als er noch ein Baby war. Nach dem Abitur hat er BWL studiert, aber es schon nach einem halben Jahr Bürojob nicht mehr ausgehalten. Zu viel sitzen. Zu wenig Kontakt zu Menschen.
Er fing bei einem Freund in der Gastronomie an, hinter der Bar und als Kellner. Nach zehn Jahren ist es jetzt an der Zeit für sein eigenes Geschäft. Der italienische Freund ist nun sein Partner im Napoli Rush. Geöffnet haben sie an sieben Tagen in der Woche, jeweils von 11.30 Uhr bis 21.30 Uhr.
Hasan Veisoglu pfeift an diesem Vormittag fröhlich durch das Lokal, imitiert ironisch den italienischen Akzent, wenn er Bestellungen an die Küche weitergibt. Er ist nicht der geborene Gastronom, aber liebt die italienische Esskultur, das Zusammensitzen in großer Runde und die Küche.
Pizzen servieren wie am Fließband
Ist es gewagt oder raffiniert, jetzt ein Mitnahmelokal zu öffnen, wo die Restaurants gerade wieder öffnen durften - wollen jetzt nicht alle auf Terrassen und hinter Tresen sitzen, weil sie so lange nicht durften?
Veisoglu sieht das anders: Sein Geschäftsmodell ist an der Krise ausgerichtet, sagt er. Die Leute hätten sich während des Lockdowns ans Abholen und Bestellen gewohnt, "sie sind auch ein bisschen faul geworden”, sagt er.
Und falls eine Virusvariante es doch schaffen sollte, die neuen Freiheiten wieder zunichte zu machen, kann das Team vom Napoli Rush einfach weiter Pizzen wie am Fließband servieren.
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