Nachbar über Gurlitt: "Das hat er nicht verdient"

Albrecht von Linde war Präsident des TSV 1860 - und wohnt mit Rolf Gurlitt Tür an Tür. Was er über den Sammler weiß - und was er von der Staatsanwaltschaft hält.
von  Thomas Gautier
2007/2008 war er Löwen-Präsident: Albrecht von Linde.
2007/2008 war er Löwen-Präsident: Albrecht von Linde. © sampics / Augenklick

Albrecht von Linde war Präsident des TSV 1860 - und wohnt mit Rolf Gurlitt Tür an Tür. Was er über den Kunstsammler weiß - und was er von der Staatsanwaltschaft hält.

AZ: Guten Tag, Herr von Linde. Sie leben im gleichen Haus wie Rolf Gurlitt...
ALBRECHT VON LINDE: Stimmt, meine Eltern hatten dort in den 60ern eine Wohnung gekauft. Das Haus wurde 1960 erbaut. Sie haben sie mir überschrieben.

Und dort haben Sie Herrn Gurlitt getroffen?
Ja. Zum Beispiel im Atrium. Wir fuhren gelegentlich zusammen im Aufzug.

Worüber redeten Sie?
Man kannte sich eher vom Sehen und grüßte sich.

Wie hat er sich Ihnen eigentlich vorgestellt? Als Rolf? Oder Cornelius?
Ich kenne ihn nur mit Nachnamen, per Du waren wir noch nicht (lacht).

Kaum jemand außer den Nachbarn hat ihn gesehen – wie ist Herr Gurlitt?
Ein freundlicher, älterer Herr. Unauffällig. Ein älterer Mitbewohner, den man schätzt.

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Viele glauben, dass er durch seine Bilder viel Geld verdient hat. Sieht man ihm das an?
Das war bisher nicht sichtbar für uns. Ich habe ihn auch noch nie mit einem Mercedes oder Jaguar, also einem aufwendigen Auto, gesehen. Ich weiß nicht einmal, ob er einen Tiefgaragenplatz hat.

Gehört die Wohnung ihm?
Wahrscheinlich. Aber das ist nur eine Mutmaßung.

Oder mietet er?
Unser Haus wurde des öfteren als Mietshaus beschrieben, aber das ist nicht richtig. Es ist eins der teuersten Objekte in Schwabing.

Niemand weiß, wo Gurlitt ist. Haben Sie ihn gesehen?
Nein, ich wohne ja in Ammerland und bin nur hin und wieder in München. Er ist jetzt wohl nicht da – so konnte man es lesen. Und ich muss sagen...

Ja?
Ich finde die Beschlagnahme erstaunlich. Man kann den Leuten nicht einfach die Sachen wegnehmen, wie das die Staatsanwaltschaft gemacht hat – und sie dann vor den Medien präsentieren. Das ist keine Art des Umgangs. Herr Gurlitt sollte sich einen tüchtigen Anwalt nehmen. Diese Behandlung in der Öffentlichkeit hat er nicht verdient. Er wird die Bilder aber wohl zurückbekommen. Dann hat er aber ein Problem.

Nämlich?
Sein Schutz war bis jetzt die Anonymität. Wie will er nun die Bilder sicher verwahren, wenn die weg ist?

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