Nach Räumung: Noch fünf Flüchtlinge in Kliniken
Das Asylbewerbercamp ist geräumt, aber noch immer müssen einige der Hungerstreikenden in Münchner Kliniken behandelt werden. Die meisten anderen wurden von der Stadt untergebracht. Von den vorübergehend Festgenommenen ist keiner mehr im Polizeigewahrsam.
München - Am Tag nach der Räumung des Asylbewerbercamps in München waren am Montag noch fünf Flüchtlinge zur Behandlung in Kliniken. 23 Asylbewerber wurden vom Sozialreferat der Stadt untergebracht und betreut, wie Rathaussprecher Stefan Hauf der Nachrichtenagentur dpa sagte. Darunter seien auch eine Familie mit zwei Kindern und eine Schwangere mit einem Kind, ergänzte Hauf.
Von den bei der Räumung vorübergehend Festgenommenen – darunter auch der Sprecher des Camps, Ashkan Khorasani – sei keiner mehr in Gewahrsam, sagte ein Sprecher der Münchner Polizei.
Nach einwöchigem Hungerstreik der Asylbewerber war das Camp am frühen Sonntagmorgen geräumt worden. 44 Asylbewerber kamen in Krankenhäuser. Einer von ihnen habe wiederbelebt werden müssen, mehrere hätten im Koma gelegen, hatte Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) die Räumung bereits am Sonntag begründet. Die Asylbewerber aus mehreren afrikanischen und asiatischen Ländern waren im Anschluss an eine Demonstration seit einer Woche im Hungerstreik gewesen und hatten sich seit vergangenem Dienstag auch zu trinken geweigert, was innerhalb weniger Tage zum Tod führen kann.
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) verteidigte die Räumung am Montag im Bayerischen Rundfunk (BR) mit den Worten: „Wir mussten Leben retten.“ Einige Flüchtlinge seien in Lebensgefahr gewesen. Dem Anführer der Aktion, dem als politischer Flüchtling anerkannten Iraner Khorasani, warf Herrmann vor, absichtlich gegen Auflagen der Stadt verstoßen zu haben. Er kritisierte zudem die „sogenannten Sympathisanten“. Sie hätten die Rettungskräfte und die Abfahrt der Notarztwagen behindert. „Da fehlt mir jedes Verständnis dafür“, sagte der Minister dem BR.
Der Geschäftsführer und Mitbegründer von Pro Asyl, Günter Burkhardt, verlangte, die Verzweiflung der Hungerstreikenden ernst zu nehmen: „Wir akzeptieren nicht, dass die Politik so hartherzig reagiert, ohne selbst über die eigene Verantwortung nachzudenken“, sagte Burkhardt am Montag im Deutschlandradio Kultur. „Die Isolierung in Lagern, die zwangsweise Versorgung mit Essenspaketen – das sind ja Ursachen, die Menschen in eine so große Verzweiflung treiben, dass es zu solchen Aktionen wie in München kommt.“