Nach 135 Jahren: Münchens älteste Metzgerei schließt

Das Aus für die Metzgerei Wittmann in Haidhausen kommt sogar für Stammkunden eher überraschend. Das hat auch seine Gründe.
Linda Jessen |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Und so hat's früher ausgeschaut: die Metzgerei Wittmann in den 1880er Jahren – damals noch an der Ecke Innere Wiener-/Kirchenstraße.
privat 2 Und so hat's früher ausgeschaut: die Metzgerei Wittmann in den 1880er Jahren – damals noch an der Ecke Innere Wiener-/Kirchenstraße.
Die Stammkunden werden das strahlende Lachen von Gaby Pichler vermissen.
2 Die Stammkunden werden das strahlende Lachen von Gaby Pichler vermissen.

Haidhausen - Wehmütig ist Gabi Pichler, wenn sie an die nächste Woche denkt – es wird nach 46 Jahren die letzte sein, die sie in der Metzgerei stehen wird, die sie einst von ihren Eltern übernommen hat.

Doch der Entschluss steht fest, am Karsamstag wird der Betrieb geschlossen. Gaby und ihr Mann Franz Pichler gehen in den Ruhestand. Die beiden Töchter werden den Betrieb nicht übernehmen, auch kein anderer Metzger. In die Fußstapfen der Metzgerei Wittmann zu treten, die seit 1881 hier Fleisch und Wurst aus eigener Herstellung verkaufte, das wär auch eine große Aufgabe.

Das Ehepaar Pichler hat sich schon vor einem halben Jahr entschlossen zuzumachen. Den treuen Stammkunden haben sie erst vor etwa zwei Wochen davon erzählt.

„Ich wollte nicht ein halbes Jahr Beerdigung im Laden haben“, erklärt Gaby Pichler die Zurückhaltung. Am Ende standen doch einige Kunden weinend im Laden, denn mit der Metzgerei geht ein Stück Haidhausen verloren. „Manche meiner Kunden haben schon bei meinen Eltern eingekauft“, erzählt Gaby Pichler.

Verständnis zeigen die meisten aber doch – mit ihren 60 Jahren steht die Metzgerin noch immer von halb sieben in der Früh bis acht am Abend im Laden.

Trotz Abschiedsschmerz freut sie sich jetzt auch auf den Ruhestand – wobei man eher von einem Unruhestand sprechen könnte, denn auf der faulen Haut liegen will Gaby Pichler auf keinen Fall. „Ich habe jetzt mal ein normales Leben vor“, erzählt sie lachend, „ich will in die Berge gehen, Radlfahren, Sport machen und viel Zeit mit meinen drei Enkelkindern verbringen.“

Die Stammkunden gönnen es ihr, vermissen wird man Gabi Pichler dennoch schmerzlich. Und auch für sie ist der Kontakt zu den Menschen die wichtigste Erinnerung an die 46 Jahre in der Metzgerei. „Wenn ich jetzt im Laden steh’, denke ich an meine Lehrzeit zurück und an den engen Kontakt zu den Kunden, der seither entstanden ist. Da bekommt man so viel zurück“, erzählt Gaby Pichler.

Sie klingt glücklich dabei.

  • Themen:
Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.