Muttermord in Hadern: Qualvoller Tod in der Küche

 Mutter (76) und Sohn (43) waren Jahrzehnte unzertrennlich. Als er sich durch seine Spielsucht völlig verschuldet, tötet er sie. Sein unfassbares Motiv: Er wollte ihr "Schmach" ersparen. 
von  Nina Job
Der 43-jährige Diplom-Chemiker erdrosselte seine Mutter in ihrer Wohnung in einem Großhaderner Mehrfamilienhaus.
Der 43-jährige Diplom-Chemiker erdrosselte seine Mutter in ihrer Wohnung in einem Großhaderner Mehrfamilienhaus. © Daniel von Loeper

Mutter (76) und Sohn (43) waren Jahrzehnte unzertrennlich. Als er sich durch seine Spielsucht völlig verschuldet, tötet er sie. Sein unfassbares Motiv: Er wollte ihr "Schmach" ersparen. 

Großhadern -
Fast sein ganzes Leben lang hatte er mit seiner Mutter zusammengelebt. 43 Jahre lang. Sie wusch seine Wäsche, stellte ihm Essen hin, auch wenn er erst nachts nach Hause kam. Am Freitag hat Diplom-Chemiker Aron F. (43) seine 76-jährige Mutter Iren getötet. Der Naturwissenschaftler, der in einer Anwaltskanzlei für Patentrecht arbeitete, wollte ihr offenbar die Schmach ersparen, dass er sich und sie mit seiner Spielsucht in den Ruin getrieben hatte. Das sagte Aron F. zumindest später in seinem schrecklichen Geständnis. Demnach hatte er in den vergangenen Jahren in Online-Casinos mit Black Jack und Roulette eine sechsstellige Summe verzockt und sich – obwohl er sehr gut verdiente – hoch verschuldet.

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Bei dem Mord an seiner Mutter ging Aron F. mit erschreckender Kaltblütigkeit vor. Der 43-Jährige war am Freitag gegen 14.30 Uhr mit seiner Mutter in der Küche der gemeinsamen Drei-Zimmer-Wohnung in der Tannenwaldstraße in Großhadern, einer ruhigen Straße mit hübschen Ein- und Mehrfamilienhäusern und gepflegten Gärten in U-Bahnhof-Nähe. „

Als sie in der Küche standen, hatte er den Entschluss, sie zu töten, bereits gefasst“, sagte Kriminaldirektor Frank Hellwig am Sonntag. Die 76-Jährige Iren C. war erst zwei Tage zuvor aus ihrer Heimat Ungarn von einem mehrwöchigen Aufenthalt wieder nach Hause gekommen. Seit den 70er-Jahren lebte sie in München.

Am Mittwoch, dem Tag ihrer Rückkehr, hatte Aron F. wieder einmal bei seinem Chef vorgesprochen, für den er seit mehr als zehn Jahren arbeitete. Aron F. hatte sich dem Patentanwalt vor etwa einem halben Jahr offenbart: dass er spielsüchtig sei, dass er bereits Schulden bei Freunden, Bekannten und der Bank hatte, dass er seine Kreditkarte ständig überzog. Er sagte, dass er dringend einen Vorschuss brauche. Der Chef hatte immer wieder versucht, seinem Angestellten zu helfen – und ihm die gewünschten Gehaltsvorschüsse gegeben. Parallel dazu erkundigte sich der Patentanwalt auf Lotto-Seiten über Spielsucht und versuchte, F. professionelle Hilfe zu vermitteln. Vergebens.

Am Mittwoch bat Aron F. seinen Chef schon zum zweiten Mal innerhalb von zwei Wochen um finanzielle Hilfe. Er stünde unmittelbar vor einer Steuerpfändung, flehte der 43-Jährige. Nur dieses eine Mal noch. Der Patentanwalt ließ sich wieder erweichen: Er gewährte Aron F., den er als Mitarbeiter sehr schätzte, den Vorschuss.

Am Donnerstag, so die Ermittlungen der Mordkommission, setzte der Chemiker wieder alles auf eine Karte. In der Hoffnung, endlich zu gewinnen und mit einem Schlag alle finanziellen Sorgen los zu sein, saß er erneut stundenlang vor dem PC – und verzockte wieder alles. Danach muss Aron F. den Entschluss gefasst haben, seine Mutter zu töten. „Zunächst hat er noch abgewägt, ob er sich oder die Mutter töten soll“, sagt Kriminaldirektor Hellwig. „Doch sie war finanziell abhängig von ihm. Sie war krank und Schlaganfall-gefährdet. Er wollte ihr das alles ersparen. Er glaubte, wenn sie sterben müsse, sei das für sie das geringere Übel.“

Als ihm die 76-Jährige in der Küche den Rücken zudrehte, griff Aron F. seine Mutter von hinten an. Er rang sie nieder und versuchte zuerst, sie mit bloßen Händen zu erwürgen. Dann nahm er einen Gürtel zu Hilfe, um sie zu erdrosseln. Schließlich stülpte Aron F. seiner Mutter auch noch eine Einkaufstüte über den Kopf, um sie damit zu ersticken und ihren schrecklichen Todeskampf zu verkürzen. „Er hatte es sich leichter vorgestellt, einen Menschen zu töten“, sagt Kriminaldirektor Hellwig.

Als seine Mutter nicht mehr atmete, zog Aron F. ihr noch die Ringe von den Fingern, nahm eine Schmuckschatulle und verließ die Wohnung. Anschließend steckte er das wenige Geld, das er noch hatte, in ein Kuvert und fuhr damit zu seinem Arbeitgeber. Am ganzen Körper zitternd gab er ihm das Geld, sprach seine Kündigung aus und gestand zitternd: „Ich habe etwas ganz Schreckliches getan. Ich habe einen Menschen getötet.“ Sein Chef alarmierte sofort die Polizei. Aron F. ließ sich widerstandslos festnehmen.

Am Samstag erging Haftbefehl wegen Mordes gegen ihn.

 

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