Mutter kümmert sich nicht um Neugeborenes: Bub verdurstet und verhungert

Gern - Es ist eine unfassbare Tragödie, die sich in einem Mehrfamilienhaus in Gern abspielte: Eine 23-Jährige bringt in ihrer Wohnung alleine und heimlich ein Kind zur Welt. Die junge Mutter ist mit der Situation völlig überfordert. Erst als sich der erst knapp eine Woche alte Bub nicht mehr rührt, ruft sie einen Kindernotarzt.
Die 23-Jährige lebt alleine in ihrer Wohnung in dem Mehrfamilienhaus. Offenbar ahnt niemand etwas von der Schwangerschaft, weder Freunde noch die Familie sind informiert. Die werdende Mutter scheint alles auszublenden.
Niemand im Haus bekam etwas von der Geburt mit
Vor etwa einer Woche, so teilte die Polizei am Donnerstag mit, bringt sie heimlich und ohne ärztliche Hilfe das Baby zur Welt. Es ist ein Bub, gesund und munter. In der Wohnung deutet nichts darauf hin, dass sich die 23-Jährige auf ihren neuen Lebensabschnitt als Mutter vorbereitet hätte. Kein Kinderbettchen steht bereit, kein Kinderwagen, in dem sie mit ihrem kleinen Söhnchen Spazierengehen könnte.
Im Gegenteil, die frischgebackene Mutter beginnt, sich zu Hause regelrecht einzuigeln. Keiner der Nachbarn im Haus scheint von dem Neugeborenen etwas gewusst zu haben. "Die Geburt war bei den Behörden nicht gemeldet", bestätigt Polizeisprecher Jakob Siebentritt.
Die 23-Jährige hat ihren Sohn offenbar nach der Geburt nicht versorgt, sondern ihn einfach seinem Schicksal überlassen. Bei der Obduktion im Münchner Institut für Rechtsmedizin haben sich "Anhaltspunkte für eine akute Unterversorgung des Säuglings ergeben", heißt es im Obduktionsbericht. Der Bub ist demnach über Tage hinweg qualvoll verdurstet und verhungert.
Das Baby muss vor Schmerzen geweint und geschrien haben. Doch niemand in dem Mehrfamilienhaus hat etwas gehört. Niemand ahnte etwas von dem schrecklichen Martyrium des Kleinen. Erst am Dienstag gegen 10.15 Uhr rief die junge Mutter schließlich die Rettungsleitstelle. Ihr neugeborenes Kind atmete nicht mehr, teilte sie mit.
Mutter in psychiatrische Klinik eingewiesen
Ein speziell ausgebildeter und ausgerüsteter Kindernotarzt fuhr zu dem Haus. Doch das Notfallteam konnte nicht mehr helfen. Das Baby war bereits tot.
Die Mutter befand sich in einer psychischen Ausnahmesituation. Sie wirkte völlig apathisch. Auf Anordnung des Gesundheitsamtes wurde die 23-Jährige umgehend in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. "Es liegen Hinweise vor", sagte Juliane Grotz, Sprecherin der Staatsanwaltschaft München I, "dass die Beschuldigte bereits vor der Geburt des Säuglings an einer psychischen Erkrankung litt".
Aufgrund dieser Hinweise könne derzeit nicht ausgeschlossen werden, dass sie "im Zustand der Schuldunfähigkeit handelte". Das könnte bedeuten, dass sie nicht vor Gericht gestellt und verurteilt wird. Ein Gerichtsgutachter wird die 23-Jährige untersuchen. Derzeit ermittelt die Mordkommission gegen die junge Mutter. Der Vorwurf gegen sie lauter auf Totschlag durch Unterlassung.