Mutter (29) vom Ex-Mann im Treppenhaus erstochen
Monatelang wurde sie terrorisiert und geschlagen. Oft ging sie zur Polizei, um sich gegen den Ex zu wehren. Nun hat der sie getötet. Tante und Cousine des Täter brechen am Tatort zusammen.
Giesing - Ihr Ehemann hat sie immer wieder bedroht, geschlagen und auch die Wohnungseinrichtung demoliert. Sampre B. (29) und ihre beiden Buben lebte in ständiger Angst. Vor Gericht erwirkte die Griechin ein Kontaktverbot gegen ihren rabiaten Mann. Doch nichts konnte Taifoun A. stoppen. Am Montagmorgen lauerte er der 29-Jährigen im Treppenhaus eines Giesinger Mietshauses auf und erstach sie hinterrücks.
Gerade hatte Sampre B. (29) wieder begonnen, vorsichtig Hoffnung zu schöpfen. Im Juni zog ihr Mann nach Jahren des Terrors endlich aus. „Beim Familiengericht hatte sie kurz zuvor ein Kontaktverbot erwirkt“, berichtet Oberstaatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch.
Demnach hätte sich der 33-Jährige ihr und den beiden Kindern nicht mehr als 100 Meter nähern dürfen. Doch er schickte weiter E-Mails, Kurznachrichten per Handy – und er rief an.
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Zuletzt statteten Polizisten Taifoun A. deshalb am 2. Oktober einen Besuch ab: Eine so genannte Gefährder-Ansprache, bei dem die Beamten ihm unmissverständlich klar machten, dass er seine Familie in Ruhe lassen solle.
Doch auch das schreckte den Griechen nicht ab. Kurz vor acht Uhr morgens betrat er am Montag das Mehrfamilienhaus nahe des Mittleren Rings. „Mit einem Messer lauerte er seiner Frau im Treppenhaus auf“, sagt Markus Kraus, Chef der Mordkommission.
Sampre B. hatte Egke (6) gerade zur Schule und seinen kleinen Bruder Tountzel (5) in den Kindergarten gebracht. Von hinten schlich sich Taifoun A. an sie heran. Er rammte ihr das Messer dreimal in den Rücken. Blutend brach die Frau zusammen.
Nachbarn kamen der zweifachen Mutter zur Hilfe. Eine Passantin, die Schreie aus dem Haus gehört hatte, rief den Rettungsdienst. Minuten später trafen Streifenwagen und ein Notfall-Team am Tatort ein. Ein Notarzt versuchte, Sampre B. zu helfen. Doch die 29-Jährige verblutetete, noch bevor man sie ins Krankenhaus bringen konnte.
Taifoun A. flüchtete zunächst. Wenig später tauchte der 33-Jährige in der PI 23 in Giesing auf. Er habe gerade seine Frau getötet, erzählte er einer Beamtin – er wolle sich nun stellen.
Die Ehe mit ihrem Mann war für Sampre B. seit Jahren die Hölle. 2011 floh sie mit ihm und den Kindern vor den Folgen der Wirtschaftskrise in Griechenland nach München. Hier fand der 33-Jährige aus Thessaloniki einen Job als Küchenhilfe. Die Familie zog in ein Mehrfamilienhaus nahe der Tegernseer Landstraße.
Doch Taifoun A. terrorisierte seine Frau weiter. Bekannte erzählen, er habe sogar versucht, die 29-Jährige an Männer zu verkaufen, um so an Geld zu kommen.
Im März 2012 schlug Taifoun A. seine Frau. Im August 2012 wurde er erneut gewalttätig. Sampre B. ging zur Polizei und erstattete Anzeige. Doch später – bei den Befragungen – verweigerte sie plötzlich die Aussage.
Im Juni 2013 eskalierte die Situation in der Familie. „Ich stech’ dich ab“, drohte er seiner Frau. Zudem schlug er in der Wohnung die Einrichtung kurz und klein.
Sampre B. erwirkte schließlich ein Kontaktverbot. Doch der Terror ging weiter. „An diesem Punkt hätten wir Konsequenzen ziehen müssen“, sagt Thomas Steinkraus-Koch. „Nach dem Gesetz hatten wir allerdings keine Möglichkeit, ihn einzusperren.“
25 Mal war Sampre B. bei der Polizei, berichten Freunde. Sie habe immer wieder um Hilfe gebeten. Als habe sie ihren Tod geahnt, sagte sie kürzlich zu einem Freund: „Entweder mir passiert etwas – oder ihm, so wird das eines Tages ausgehen.“ Am Montagmorgen endete die Tragödie in einem Blutbad. Zwei kleine Buben haben ihre Mutter verloren, ihr Vater sitzt in U-Haft. Ihm droht lebenslänglich Gefängnis. Die Staatsanwaltschaft hat Haftbefehl wegen Mordes gegen ihn beantragt.
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