Münchnerin auf der Suche nach einer verschwunden Corona-Teststation

Eine Woche vor Testpflicht-Ende für Klinikbesucher irrt Renate H. durch Harlaching, weil das Testzentrum verschwunden ist. Das hätte dort laut Stadt gar nicht stehen dürfen.
von  Carmen Merckenschlager
Renate H. freut sich sehr darüber, dass sie keinen Test mehr braucht, um ihren Freund im Krankenhaus zu besuchen. Was sie nicht gut findet: "Dass niemand informiert wurde, dass die Teststation zumacht und Menschen ohne Handy gleich gar keine Möglichkeiten mehr haben!"
Renate H. freut sich sehr darüber, dass sie keinen Test mehr braucht, um ihren Freund im Krankenhaus zu besuchen. Was sie nicht gut findet: "Dass niemand informiert wurde, dass die Teststation zumacht und Menschen ohne Handy gleich gar keine Möglichkeiten mehr haben!" © Daniel von Loeper

Untergiesing/Harlaching - Wer nicht oft das Klinikum in Harlaching besucht, der muss ohnehin genau schauen, wo er oder sie hingehen muss, zum Besuch, zur Behandlung oder bis vor kurzem noch für den Coronatest. Durch die Baustelle vor Ort ist alles ein wenig unübersichtlich.

AZ-Leserin Renate H. (77) aus Ottobrunn ist dort derzeit öfter zu Besuch. Auf der Palliativstation liegt ein Jugendfreund von ihr. Er habe sonst niemanden, sagt sie, deshalb besuche sie ihn regelmäßig.

Auf der Suche nach einer Teststation

Weil es vor dem 10. Februar für einen Klinikbesuch noch immer eines Coronatests bedurfte, erledigte H. das immer direkt vor Ort bei der Teststation am Klinikum in der Harlachinger Straße 51. "Das war sehr praktisch", sagt sie. Bis vor zwei Wochen. Da war plötzlich keine Teststation mehr da. Renate H.: "Dann irrte ich erstmal als Rollatorfahrerin durch die Gegend um das Krankenhaus."

Die Rentnerin fragte nach, ein Herr erklärte ihr, sie müsse zur nächsten Station Richtung Grünwalder Stadion. "Bis zum Stadion, das kam mir schon komisch vor", erinnert sie sich. An der Tramstation Geiselgasteigstraße erklärt ihr eine junge Frau, die nächste Möglichkeit sei am Laurinplatz. Nicht weit entfernt, aber hier sei sie total falsch.

"Fünfeinhalb Stunden hat es gedauert"

Mit dem Bus ist der Test-Container in wenigen Minuten zu erreichen. Vorausgesetzt, man hat den 139er nicht gerade verpasst und wartet 20 Minuten. Frau H. legt die Strecke an diesem Tag zu Fuß zurück - samt Rollator. "Ich wusste ja nicht, wie weit es am Ende ist", erzählt sie. Am Container muss sie in der Kälte warten.

"Fünfeinhalb Stunden hat es gedauert, bis ich mit meinem Testergebnis in der Palliativstation aufschlug", sagt H. und schiebt hinterher: "Das niemand informiert wurde, dass die Teststation zumacht und Menschen ohne Handy gleich gar keine Möglichkeiten mehr haben, das finde ich gar nicht gut", moniert die 77-Jährige.

AZ testet Teststation

Die AZ versuchte Anfang vergangener Woche selbst ihr Glück - erstmal ohne Handy. Also die Frage vor Ort an Menschen auf der Straße. Eine Gruppe von Besuchern seufzt. Ja, das sei ein Problem. Mittlerweile teste man sich daheim selber - offiziell erlaubt war das zu dem Zeitpunkt nicht. Andere zücken das Handy. "Irgendwo in Giesing sollte die nächste sein", sagt ein Herr.

Ein Sicherheitsbeamter an der Straße schickt die AZ wieder Richtung Haupteingang, da müsse die Teststation irgendwo sein. Rund eine halbe Stunde irrt auch die Reporterin durch die Gegend. Also das Handy anwerfen.

"Die meisten kommen vom Klinikum hier an"

Dann eben zu Fuß zum Laurinplatz. "Die meisten hier kommen vom Klinikum", sagt der junge Mann hinter dem Plastikvisier. Warum aber hat dann die Teststation am Klinikum geschlossen, war es doch einer der letzten Orte, wo es noch einen aktuellen Test bedarf und die Verordnung zu dem Zeitpunkt noch nicht geändert?

Der Testcontainer am Laurinplatz
Der Testcontainer am Laurinplatz © cm

Vonseiten des Klinikums heißt es dazu: "Die München Klinik betreibt keine Teststationen und hat daher keinen Einfluss auf Neu-Eröffnungen oder Schließungen von räumlich nahegelegenen Testangeboten." Über Angebote werde intern und über Aushänge informiert.

Betreiber der Teststation war die Aj Coronateststelle. Auf Anfrage der AZ reagierte der Betreiber nicht. Eine Nachfrage beim Gesundheitsreferat wiederum ergab, warum das Testzentrum schloss. Es lag keine von der Stadt erteilte sogenannte Beauftragung vor.

Schließung ohne städtischer Beauftragung

"Der Betreiber hat uns über die eigenmächtige Aufnahme des Betriebs nicht informiert. Das Referat hat daraufhin den Betreiber darauf hingewiesen, dass er nicht als Leistungserbringer im Sinne der Coronavirus-Testverordnung (TestV) beauftragt ist und daher Testungen weder nach TestV abrechnen noch entsprechende Testnachweise nach § 22a Abs. 3 Nr. 3 IfSG ausstellen darf, heißt es aus dem Referat.

Das AZ-Fazit: Ein bisschen undurchsichtig wirkt das Ganze. Für Menschen ohne Smartphone wurde ein Ausflug zum Klinikum schnell zur Test-Odyssee. AZ-Leserin H. freut sich indes sehr, dass es seit Freitag nur noch einen Selbsttest braucht. H.: "Gott sei Dank hat das ein Ende. Ohne eine Testmöglichkeit vor Ort war das schon ein gscheider Schmarrn!"

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