Münchner setzt sich für neue Tempo-30-Zone in Allach ein

Über Monate kämpft ein engagierter Bürger mit der Münchner Verwaltung. Als die AZ einbezogen wird, geht's plötzlich vorwärts.
von  Jan Krattiger
Die Eversbuschstraße in Allach: Morgens gibt es oft Stau. (Archivbild)
Die Eversbuschstraße in Allach: Morgens gibt es oft Stau. (Archivbild) © Sigi Müller

Allach - "Ohnmächtig, nicht ernst genommen, verschaukelt": So fühlt sich der Münchner Rechtsanwalt Sebastian Knabben nach rund eineinhalb Jahren Hin und Her mit dem Münchner Verwaltungsapparat.

Konkret geht es um einen Abschnitt der Eversbuschstraße im historischen Ortskern von Allach. Dort haben sich Knabben und seine Partnerin im Mai 2021 eine Wohnung gekauft, die neu gebaut wird. Weil sie aber nicht irgendwo hinziehen und sich dann erst über die Gegebenheiten vor Ort beschweren wollten, wurden sie früh aktiv: Dass in dem Straßenabschnitt nämlich keine 30er-Zone ist, schien ihnen problematisch (schlussendlich auch dem Mobilitätsreferat, dazu später mehr).

Allacher Ortskern: laut und gefährlich mit Tempo 50

Die Straße ist umgeben von Schulen und Kindergärten und es gibt keinen Radweg, die Verhältnisse sind eng. Obendrauf kommt der schlechte Zustand der Straße, weswegen der Verkehr zusätzlich noch laut ist. In anderen Abschnitten der Eversbuschstraße gibt es bereits Tempo-30-Zonen, wegen der Kinder oder auch wegen des schlechten Zustands der Straße – warum also nicht hier, dachte sich Knabben.

Erster Ansprechpartner für lokale Themen dieser Art ist der Bezirksausschuss (BA), der eine Machbarkeitsstudie in Aussicht stellte (die nie gemacht wurde). Gleich für eine 30er-Zone wollte sich der BA wohl nicht aussprechen. Dann geschah lange: nichts.

Odyssee per Mail

Im August 2021 beginnt der Mailverkehr mit verschiedenen städtischen Verwaltungsabteilungen – der gesamte Verlauf liegt der AZ vor. Der Anfang lief folgendermaßen ab: Auf Knabbens Anfrage hin fragt das Büro der Zweiten Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne) beim zuständigen Mobilitätsreferat nach. Das erklärt mit größter Detailverliebtheit, dass nicht wegen des BAs, sondern wegen eines Antrags aus dem Stadtrat momentan geprüft werde, ob dort Tempo 30 machbar wäre. Das war im September 2021. 

Dann passiert lange nichts und die Sache wird kurios: Das Mobilitätsreferat will tatsächlich im Sommer 2022 mit Polizei und Bezirksausschuss über die neue 30er-Zone beraten. Weil Knabben aber langsam ungeduldig wird, immer wieder nachfragt und schließlich auch noch den neuen Aspekt des Lärms wegen der lauten Straße ins Spiel bringt, reagiert das Mobilitätsreferat pikiert: Das "verkehrsrechtliche Verfahren" sei ausgesetzt und die Antwort habe sich deswegen verzögert, schreibt das "Team Daueranordnungen": "Wenn Sie uns [...] komplexe Sachverhalte vorlegen, müssen wir diese zunächst untersuchen, bevor wir hierzu eine Auskunft geben können."

"Total irritierend" ist dieser Vorgang für Knabben. Denn die Umstellung auf Tempo 30 "war offenbar fast schon beschlossene Sache. Weil ich dann das Thema Lärmschutz zusätzlich ins Spiel gebracht habe, wollten sie das alles noch einmal neu bewerten."

Nach langer Funkstille plötzlich die frohe Botschaft

Inzwischen ist die gekaufte Wohnung fertig, Knabben und seine Partnerin wohnen seit Juli im Allacher Ortskern an der Eversbuschstraße. Die ist nach wie vor mit Tempo 50 stark befahren, eng, laut und für Kinder gefährlich. 

Nach langer Funkstille wendet sich Knabben noch einmal ans Büro der Zweiten Bürgermeisterin, ans Mobilitätsreferat – und an die AZ. Dann scheint plötzlich Bewegung in die Sache zu kommen: Am vergangenen Dienstag (18. Oktober) stellte die AZ-Redaktion dem Mobilitätsreferat einige Fragen dazu. Noch am selben Abend erhielt Knabben eine Mail vom Mobilitätsreferat, das der Redaktion vorliegt.

Am Folgetag schließlich erreichte auch die Redaktion die Antwort: Das Mobilitätsreferat verkündet die frohe Botschaft: "In Kürze wird das Mobilitätsreferat die fehlenden Anhörungen mit der Polizei und dem örtlichen Bezirksausschuss durchführen", die Anordnung von Tempo 30 sei "vorgesehen".

Wann in der Straße wirklich "Tempo 30"-Schilder aufgestellt werden, ist noch lange nicht klar. Klar ist jedoch: der eigentlich neu gewonnene Grünen-Wähler Sebastian Knabben wird bei der nächsten Wahl woanders seine Stimme abgeben.

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