Münchner Mieterin (84) leidet unter Fußbodenheizung: Wenn die Hitze krank macht

In der Wohnung von Helene Wittmann (84) ist es viel zu warm. Hausverwaltung und Heizungsfirma können offenbar nichts tun.
von  Victoria Kunzmann
Helene Wittmann in ihrer Neuperlacher Wohnung. Die Fußbodenheizung wird für die Seniorin zum immer größeren Problem.
Helene Wittmann in ihrer Neuperlacher Wohnung. Die Fußbodenheizung wird für die Seniorin zum immer größeren Problem. © Daniel von Loeper

Neuperlach - Die Angst vor dem Frieren geht um. Mit der Erhöhung der Energiepreise noch mal mehr. Wer sparsam bleiben will, zieht sich eine zusätzliche Jacke an oder nimmt noch eine Wolldecke.

Knapp 25 Grad in der Wohnung – trotz des offenen Fensters

Helene Wittmann dagegen reißt die Fenster auf. In jeder Nacht, denn sie kann nicht schlafen. Es ist viel zu warm in ihrer Wohnung in der Unterhachinger Straße in Neuperlach. "Grausam" nennt sie es sogar.

An Wohlfühlen ist für die 84-jährige Münchnerin schon lange nicht mehr zu denken. Seit Beginn der Heizperiode, seit Oktober, geht das schon so: Die Fußbodenheizung lässt sich nicht regulieren, sondern steht konstant bei 24,3 Grad – für die herzkranke Dame eine Zumutung.

Monteure der Heizungsfirma sind schon mehrfach aufgelaufen

"Ich kann das nicht mehr", sagt sie verzweifelt. Sie könne nicht schlafen, sagt sie und auch tagsüber müsse sie ständig lüften. Viel zu stickig wird es in ihrer Wohnung.

An oder aus – an der Heizung gebe es nur zwei Optionen, doch selbst wenn sie – wie vom Vermieter empfohlen – alles ausschaltet, bleibt es warm. "Schon mehrmals waren Monteure der Heizungsfirma hier", erzählt sie. "Das hat aber nichts gebracht."

Fußbodenheizung an oder aus: Es ändert sich nichts

Die Monteure wären sogar schon im Heizungskeller gewesen, um die Temperatur dort herunterzudrehen. Sie wissen auch nicht weiter. Seitdem wäre es sogar ein bisserl wärmer geworden. Wittmann berichtet, dass es immer ein bisschen wärmer gewesen sei, als sie es will – "20 Grad wären mir gerade recht", sagt sie – doch nie sei es so extrem gewesen wie diesen Winter.

Hausverwaltung und Heizungsfirma müssten tätig werden

Gerade diesen Winter. Denn nicht nur ihre Gesundheit, auch die hohen Gaskosten machen der Frau Sorgen. Wie hoch die Gasrechnung sein wird, mag sie gar nicht abschätzen. Sie will mit ihrem Vermieter reden und die Kosten teilen, denn für den hohen Energieverbrauch könne sie schließlich nichts. "Es heißt ja von überall gerade, man soll sparen - und hier passiert sowas!" 

Helene Wittmann: "Umziehen kann ich in meinem Alter nicht mehr"

Sogar zu einem Anwalt ist die 84-Jährige bereits gegangen. Der habe ihr ein Schreiben aufgesetzt, um gegen die Kosten vorzugehen. Für Wittmann ist es keine Option, ihn abzuschicken. Ihr Vermieter sei bemüht, sorge sich um sie – Wittmann will kein schlechtes Wort über ihn verlieren.

Hausverwaltung und Heizungsfirma müssten tätig werden. Endlich etwas an der Situation ändern, doch sie können bislang nichts tun. Weder Heizungsfirma noch Hausverwaltung äußerten sich bisher gegenüber der AZ.

Helene Wittmann: "Wahrscheinlich heize ich das ganze Haus mit"

Bei den anderen Parteien im Haus sei es anders, sagt Wittmann. Der Mieter über ihr mache die Heizung zum Beispiel gar nicht erst an. "Der profitiert ja von meiner Wärme", sagt sie und fügt schmunzelnd hinzu: "Wahrscheinlich heize ich das ganze Haus mit."

Bei allem Galgenhumor weiß sie aber auch: Den ganzen Winter kann es so nicht weitergehen. Weder finanziell – noch gesundheitlich. Auch in eine andere Wohnung zu gehen, ist keine Option für sie. "Umziehen kann ich in meinem Alter nicht mehr." Auch wenn sie die Kosten erstattet bekommen sollte, "diesen Schaden kann mir gar niemand erstatten", sagt Helene Wittmann.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.