Münchens Problem-Welle
Thalkirchen - Zuagroaste und Touristen sind immer wieder erstaunt, denn für sein Rebellentum ist München gemeinhin nicht bekannt. Dabei gibt es in der Landeshauptstadt schon immer Platz für Anarchie. Wer einmal Freiheit spüren wollte, der wagte sich schon vor mehr als 40 Jahren auf die Isar. Seither prägen die Surfer an Eisbach und Floßlände das Sommerbild der Stadt. Dass ein Traditionsplatz der Wellenreiter nun vor dem Aus stehen könnte, damit hat wohl niemand gerechnet.
Am Ende des Floßkanals in Thalkirchen an der Zentrallände, quasi der Geburtspassage der Münchner Surfkultur, gibt es seit einem Jahr Probleme: Der Wasserpegel im Kanal und die Fließgeschwindigkeit im Naturbad Maria Einsiedel waren erhöht, Wege und Wiesen überschwemmt, Badegäste erzürnt und der Badbetreiber genervt. Im Zuge dessen haben die Stadtwerke die Wassermassen gedrosselt (AZ berichtete). Seither ist die Welle an der Floßlände ein Rinnsal.
Trotz der Versuche von Baureferat, Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU) sowie der Stadtwerke hat sich an der Situation nichts verändert. „Wir möchten eine stabile Welle erzeugen. Fest steht jedoch, dass die Welle an der Isar ein äußerst sensibles Gefüge darstellt“, sagt Katrin Zettler vom RGU. Sogar Wasserpflanzen könnten dieses System aus dem Gleichgewicht bringen.
Mit Holzeinbauten wollte das Baureferat schon im vergangenen Sommer Wasser zu einer Welle aufstauen. Dieser Versuch scheiterte – Surfanfänger blieben auf dem Trockenen. In der vergangenen Woche wurde erst der Floßkanal abgelassen, dann das Betonfundament ausgebessert und die Anlegestelle für Flößer erneuert.
Ob die Sanierung etwas bringt, wird sich zeigen. Bisher weiß noch keiner, warum sich der Wasserfluss überhaupt verändert hat. Bis Mitte Mai, dem Beginn der Badesaison, will die Stadt verschiedene Wassermengen durch den Floßkanal schicken. Das soll Aufschluss darüber geben, wie eine für den Sport geeignete Welle erzeugt werden kann, ohne Badegäste, Kanuten oder Flößer zu beeinträchtigen. „Wir können derzeit nicht versprechen, dass eine surfbare Welle entsteht. Es gibt aber keinerlei Bestrebungen den Surfplatz stillzulegen“, sagt Zettler. Wieder bleibt den Surfern also nur: Abwarten.
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