Münchens heikelster Stimmkreis: In Schwabing alles offen

Highnoon in Schwabing: Im Stimmkreis 108 ist das Rennen völlig offen. Die AZ stellt Münchens acht Landtags-Stimmkreise in einer Serie vor.
Willi Bock |
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Der Stimmkreis 108 „Schwabing“ umfasst die Stadtteile Schwabing-Freimann, Maxvorstadt und seit der Reform auch Altstadt-Lehel, die Isarvorstadt mit Glockenbach-, Gärtnerplatz- und Schlachthofviertel.
Peter Diehl (AZ-Grafik) Der Stimmkreis 108 „Schwabing“ umfasst die Stadtteile Schwabing-Freimann, Maxvorstadt und seit der Reform auch Altstadt-Lehel, die Isarvorstadt mit Glockenbach-, Gärtnerplatz- und Schlachthofviertel.

München - Noch knapp zwei Wochen, dann startet der Wahlmarathon: Am 15.September wird auf neun Zetteln über den Landtag, den weithin unbekannten Bezirkstag und über fünf Volksentscheide abgestimmt. Zum Wiesn-Start geht es am 22.September „nur“ um die Bundestagswahl.

Zur Landtagswahl treten in München elf Parteien an, in den acht Stimmkreisen bewerben sich 83 Direktkandidaten. Es wird spannend: Die CSU hat in München 2008 fast komplett abgeräumt, die SPD gewann nur in Milbertshofen (mit Franz Maget). In vier Stimmkreisen (Schwabing, Altstadt, Giesing, Bogenhausen) waren die Grünen so stark, dass der SPD-Kandidat nicht direkt durchkam. Denn: Keiner hat eine Stimme zu verschenken. Für das Wahlergebnis der Kandidaten werden (anders als zur Bundestagswahl) Erst- und Zweitstimmen addiert.

Highnoon in Schwabing: Das ist der heikelste Stimmkreis, der mit seiner hohen Promi-Dichte heiß umkämpft ist: Mit den Ministern Ludwig Spaenle (CSU, Schule) und Wolfgang Heubisch (FDP, Kultur), mit Isabell Zacharias (SPD), die als Neuling 2008 sensationell bis auf 725 Stimmen an Spaenle herankam, mit der Spitzenkandidatin der Grünen Margarete Bause. Da sind der Raucher-Schreck Sebastian Frankenberger (ÖDP), „Dr. B“ Otto Bertermann (von der FDP zu den Freien Wählern desertiert) oder die Münchner Linke-Chefin Lili Schlumberger-Dogu. Und: Dort wohnt der Top-Kandidat der SPD Christian Ude (der keinen eigenen Stimmkreis hat).

„Der Stimmkreis hat sich sehr stark verändert“, stellt auch Isabell Zacharias fest. Zu Isarvorstadt hinzu. Sehr viele sehr Geldige sind neu in den Stimmkreis gezogen. Das absolute Gegenstück sind die Arbeiter- und Kleine-Leute-Gegenden im Norden.

„Ich gehe mit großer Ruhe und Gelassenheit in die Wahl“, stimmt sich Schulminister Spaenle (52) ein: „Ich bin dort verwurzelt, ich lebe dort.“ Er hat seit 1994 bereits viermal kandidiert und den Stimmkreis dreimal gewonnen. „Das ist für die CSU ein schwieriger Stimmkreis, aber er ist gewinnbar“, sagt der frühere BR-Redakteur.

Dabei galten die meisten Viertel im Stimmkreis früher als rot-grüne Domäne. Aber der schwarze Spaenle ist ein Arbeitstier. Er sitzt sogar als Minister im Bezirksausschuss („so bin ich an den Problemen der Menschen im Stadtteil dran“), und er klebt viele seiner Plakate selbst. „Da ergeben sich oft intensivere Gespräche, als an den Infoständen.“ Und er ist robuster Chef der Münchner CSU. Da gehört er zum konservativen Flügel. Wenn ihn die Menschen ansprechen, „dann geht es um Leinenzwang im Englischen Garten, um Wohnen, Rente und den Euro“. Was sagen sie zur umstrittenen Schulpolitik? „Da begegnen mir alle Tonlagen.“ Und zum Umstand, dass er seine Frau als Mitarbeiterin bezahlt hatte? „Null Komma Null, das war noch nie ein Thema.“

Hat Spaenle wieder eine Chance, weil die beiden starken Frauen Zacharias und Margarete Bause sich gegenseitig so viele Stimmen wegnehmen dass es wieder für ihn reicht?

Beim Stichwort „Spaenle“ wird die kühle Nordfriesin Isabell Zacharias (48) zur Sirene: „Er hat kein Direktmandat verdient!“dreht sie auf: „Er denkt, dass Schüler und Eltern blöd sind.“ Die Bildung ist das Spezialthema der diplomierten Ernährungswissenschaftlerin. Dann listet sie ihre Erfolge der letzten fünf Jahre auf: „Wir haben die Studiengebühren abgeschafft, wir führen jetzt in München das Semesterticket ein, und ich habe das Amerikahaus in München gerettet.“ Es gebe noch viel zu tun: „Für Frauenförderung oder Integration. Da hakt es noch immens.“

Anders als Spaenle macht sie fleißig Hausbesuche. Zacharias muss bekannt werden. „Viele sind erstaunt, dass ich persönlich vor der Türe stehe, denn manche glauben, dass sich Politiker als etwas Besseres fühlen.“ Da ist es ihr „wichtig, persönlich aufzutreten. So bleibe ich im Wahlkampf ganz bei mir.“ Worüber die Münchner sich am meisten Sorgen machen: „Rente, Altersarmut, Wohnen und Frauenpolitik. Damit kommt man sehr schnell ins Gespräch.“

 

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