Münchens alte Stadtmauer: So schaut sie aus!

Arbeiter haben an der Maximilianstraße Reste des Stadtwalls aus dem 13. Jahrhundert freigelegt - wie sie einst aussah, was mit ihr passieren soll.
Altstadt - Sie war schon ein dickes Ding: 4000 Meter lang. Zwei Meter breit nur Ziegel, Mörtelguss und Kieselbrocken. Und so hoch: Acht bis zehn Meter, dazu Wehrtürme und ein gescheiter Graben.
Ja, so sah rund um 1300 eine richtige Stadtmauer aus! München damals – das war eine Wand.
Heute macht der Wall niemandem mehr Angst: Die Ziegel sind mürbe, die Mauer auf etwa zwei Meter gestutzt, zernagt vom Zahn der Zeit. Und die Menschen tun das, was die Mauer mal verhindern sollte: Sie kraxeln locker auf sie drauf.
Es sind exklusive Bilder, die die AZ hier zeigt. Das Motiv ist rund 700 Jahre alt und liegt an der Maximilianstraße. Hier, auf Höhe der Hausnummer 6 - 8, baut ein reicher Münchner gerade eine Tiefgarage im Innenhof. Später will er auch Läden und Büros im alten Bürklein-Bau mit den Arkaden errichten.
Doch jetzt dreht sich hier alles nur um die Mauer. Archäologen untersuchen das freigelegte Teilstück, das eine halbe Ewigkeit unter der Erde lag. Arbeiter haben ein Zelt darüber gespannt, die Experten arbeiten im Scheinwerferlicht. 15 Meter wurden freigelegt, sagt Bauleiter Michael Karl – erst mit dem Bagger, dann „mit Schaufeln, Besen und Bürstchen“.
Dass die Mauer hier stand, war bekannt: Ende 2010 hatten Experten des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege (BLfD) sie entdeckt – gleich neben ihrem eigenen Gebäude.
Ludwig II. der Strenge hat sie irgendwann Ende des 13. Jahrhunderts errichten lassen, ganz genau lässt sich das laut BLfD nicht datieren.
Die Stadt hatte da zwar schon eine Mauer, wurde aber immer voller. Der Herzog zog eine neue Mauer um die Bereiche rund um das Tal, den Promenadeplatz, die Sendlinger und Neuhauser Straße herum.Teile dieses Wittelsbacher-Walls sehen die Münchner jeden Tag: Laut BLfD-Sprecherin Beate Zarges stammen Teile des Isar-, Sendlinger- und Karlstors aus dem zweiten Mauerring.
Fertiggestellt wurde die Mauer wahrscheinlich viel später, also erst im 14. Jahrhundert – zu Zeiten von Ludwigs Sohn, der spätere Kaiser Ludwig der Bayer. Sie verlief unter anderem vom Odeons- über Marstallplatz und dem Hofgraben in die Falkenturmstraße, wo jetzt das freigelegte Stück in einer Grube liegt.
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Die Arbeiter und Archäologen haben im Innenhof auch Reste einer dritten Mauer entdeckt: Diese Zwingeranlage war im 15. Jahrhundert als Verstärkung zehn Meter vor der alten errichtet worden. Laut Zarges wurden bei den Untersuchungen auch „Reste aus der Zeit Bürkleins, der Kriegszerstörungen und des Wiederaufbaus“ gefunden.
Und heute? Muss die Mauer jetzt Büros und Modeläden weichen? Nicht ganz: „Wegen der besonderen Lage des Grundstückes und der Bodendenkmäler sieht das Projekt auch die dauerhafte Erhaltung einiger Teilflächen vor Ort vor“, sagt Beate Zarges.
Laut Bauleiter Michael Karl werden rund zwölf Meter erst einmal abtransportiert und gelagert, bis die Tiefgarage und die hier geplanten Technikräume, Lager und Ladenflächen gebaut sind. Wann das sein wird, sei noch unklar, eine endgültige Genehmigung stehe noch aus.
Wenn alles fertig ist, werden laut Beate Zarges Teile der Stadtmauer im Innenhof präsentiert. Dazu soll „die Geschichte dieses Ortes“ in „einem Raum im neuen Untergeschoss mit einem Blick auf die erhaltene Stadtmauer und Lackprofilen originaler Stadtgrabenschichten präsentiert werden“.
Die Mauer kommt also hinter Glas. Und der Rest des Walls? Kommt weg, sagt Bauleiter Michael Karl: „Das ist Bauschutt.“