München: Wohnungsbau auf Müll - es gibt Streit

Trudering - Bald Ordnung im wilden Gewerbegebiet Rappenweg?
Rund 200 einfach-gewerbliche Betriebe arbeiten seit Jahrzehnten im Gewerbegebiet am Rappenweg. Lackierer, Autowerkstätten, ein Anhängerverleih und andere haben sich dort Existenzen aufgebaut, immer im Hintergrund das Damoklesschwert, von der Stadt nur geduldet zu sein. Denn ein Baurecht gibt es auf der ehemaligen Kiesgrube nicht, das 225.000 Quadratmeter große Gebiet ist illegal.
Gewerbegebiet Rappenweg: Bisherige Pläne scheiterten
Jahrzehntelang hat die Stadt vergeblich versucht, die Verhältnisse zu ordnen und einen Bebauungsplan aufzustellen. Die Interessen der vielen Grundstücksbesitzer waren nicht unter einen Hut zu bringen. Und auch die Trasse nach Gronsdorf, das über den Rappenweg an die Schwablhofstraße angebunden werden soll, scheiterte bisher.
Die Eigentümerin des "Schlüsselgrundstücks", das dafür zwingend benötigt wird, will dieses mit Immobilien im Truderinger Ortskern tauschen. Inzwischen hat die Frau vor Gericht Baurecht für ihr Areal erstritten, was die Verhandlungsposition der Stadt weiter schwächt.
Rappenweg-Arrondierung: Firmen müssen raus
Haar hat schon einen Teil der Trasse zur Erschließung einer neuen Wohnsiedlung gebaut. Für Laster des Gronsdorfer Kieswerks ist sie nicht ausgelegt, obwohl die Stadt den Anliegern der kleinen Truderinger Bahnstraße, durch welche die Brummis zur B 304 fahren, Entlastung durch die Rappenweg-Trasse versprochen hat. Zudem verweigert Haar ohne den Rappenweg-Durchstich der Landeshauptstadt Baurecht auf deren 132.000-Quadratmeter-Areal in Gronsdorf.
Nun scheint endlich Bewegung in die Rappenweg-Arrondierung zu kommen, denn die Firmen müssen raus. "Wir haben zum Ende 2020 gekündigt", erklärte Mathias Weber von der Bayerischen Hausbau im Gespräch mit der AZ. Der Hausbau gehört ein Drittel des Geländes, weitere Eigentümer sind die Projektentwickler Ten Brinke, die Büschl Unternehmensgruppe und die KM-Wohnbau. Wohnungen und mittleres Gewerbe könnte man sich hier vorstellen.
Die ehemalige Kiesgrube ist schwieriges Terrain – sie wurde mit Hausmüll, Asche, Schlacke, Kies und sonstigem verfüllt und ist bis knapp 19 Meter Tiefe teils erheblich mit Schwermetallen und anderen Schadstoffen verunreinigt.
Boden muss einen Meter abgetragen werden
Je nach Bebauung muss der Boden einen Meter tief abgetragen und ein Trennvlies aufgebracht werden, ehe saubere Erde darauf kommt. Laut städtischem Gutachten wurde 1994 unter anderem ausgasendes Methan gemessen. Falls neue Untersuchungen das bestätigen, müssen Gasdrainagen verlegt werden. Zudem ist der Untergrund nicht homogen, weshalb bei mehrstöckigen Bauten in vielen Bereichen Pfahlgründungen und sonstige Verdichtungen nötig sind.
Mathias Weber ist dennoch zuversichtlich. Mehr als hundert Bohrungen habe die Hausbau auf dem Gelände durchführen lassen, die Verunreinigungen seien örtlich sehr unterschiedlich und das Grundwasser laut Wasserwirtschaftsamt und Umweltreferat nicht gefährdet.
Aus dem Planungsreferat heißt es, Ergebnisse eines Struktur- und Verkehrskonzepts erwarte man bis Jahresende. Dann will auch das Kommunalreferat die Grundstücksverhandlungen wieder aufnehmen und der Stadtrat wird sich damit befassen, von der Verwaltung einen Bebauungsplan für das Gelände aufstellen zu lassen.
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