München: Teile des Kreuzwegs Jesu vor Ludwigskirche gestohlen
Maxvorstadt - Als gläubige Katholikin war die Arbeit an den 14 Skulpturen, die die Kreuzwegstationen Jesu Christi modern interpretieren, eine echte Herzensangelegenheit. Um so härter trifft Gabriela von Habsburg, Enkelin des letzten Österreichischen Kaisers, dass zwei dieser Kunstwerke im Univiertel jetzt gestohlen und mehrere von ihnen beschädigt wurden.
An der Ludwigskirche: Täter gehen mit roher Gewalt vor
Die Skulpturen aus bearbeitetem Edelstahl standen seit dem Sommer im Bereich der Ludwigskirche. Zwei von ihnen, die in den Arkaden an der Ludwigstraße etwas abseits des Hauptportals aufgestellt waren, wurden entwendet und durch "Jesus lebt"-Aufkleber ersetzt.
Wo die Edelstahl-Kunstwerke mit den Titeln "Jesus nimmt das Kreuz" und "Jesus stirbt am Kreuz", die an Leiden und Sterben Christi erinnern, früher standen, stehen jetzt nur noch die beiden Baumstümpfe samt der Bodenplatten aus massivem Metall. Die Täter gingen mit roher Gewalt vor. Wer die jeweils etwa 50 Zentimeter hohen und rund 30 Kilo schweren Skulpturen gestohlen hat, ist unklar.
Waren religiöse Fanatiker am Werk?
Möglicherweise waren die Täter religiöse Fanatiker. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand damit mich persönlich oder meine Kunstwerke treffen wollte", sagt Gabriela von Habsburg. Viel wahrscheinlicher hält die Kunstprofessorin und Bildhauerin, dass damit die Kirche als Institution attackiert werden sollte. Die Skandale um sexuellen Missbrauch durch Priester habe viele Menschen sehr aufgebracht, sagt die Kaiser-Enkelin.
Kreuzwegstationen: Erst beschädigt, dann Kreuz und Edelmetallbogen geraubt
Für diese Theorie spricht, dass es sich eigentlich um zwei Taten handelt: In der Nacht zum Freitag, dem 16. September, wurden die Kreuzwegstationen erstmals beschädigt. Betroffen waren die Skulpturen, die in den Arkaden vor der Ludwigskirche Richtung Ludwigstraße aufgestellt waren. In der Nacht zum Mittwoch, dem 28. September, kamen die unbekannten Täter offenbar zurück und rissen mit Gewalt zwei der Kreuzwegstationen aus der Verankerung. Sie nahmen ein Kreuz und einen Edelmetallbogen mit. Die Kunstwerke sind seitdem spurlos verschwunden. Bekennerschreiben oder Ähnliches gibt es bisher nicht.
Skulpturen zeigen das Kreuz in immer neuen Variationen
Die 14 Stationen des Kreuzwegs entstanden ursprünglich für einen privaten Auftraggeber. Die Künstlerin entschloss sich dann aber, die Skulpturen paarweise vor sieben katholischen Kirchen in Neuhausen auszustellen, ehe sie im Sommer nach St. Ludwig umzogen. Die Skulpturen zeigen in abstrahierter Form den menschlichen Körper und das Kreuz in immer neuen Variationen.
Vandalismus? Oder vielleicht ein Fall von Metalldiebstahl wären ebenso vorstellbar. "Doch dann wären die Kunstwerke oder zumindest Teile davon inzwischen irgendwo aufgetaucht", glaubt Ulrich Brandhuber, Chef des Kommissariats K 52, zuständig für Einbruchsdelikte.
Die Ermittler bitten um Hinweise unter der Telefonnummer 089/29100.
- Themen:
- München
- Maxvorstadt