München-Solln: Räumungsklage, weil Mieter angeblich immer mit Obst wirft
Weil ein Fotograf (60) angeblich Äpfel vom Balkon wirft, kündigt ihm der neue Vermieter. Doch der wehrt sich: "Ich werde entmietet!"
Solln - Viele Villen, noch mehr Grün und nicht weit in die Berge - Solln ist eine gefragte Wohngegend. Der Fotograf Pedro Hornung wohnt hier seit 16 Jahren in einer 58 Quadratmeter großen Wohnung. Auch sein Liebling, Katze Lisa (9), fühlt sich hier wohl.
Doch nun soll der 60-Jährige raus aus seiner Wohnung in der Geigenbergerstraße. Vor etwa 1,5 Jahren wurde das Apartment verkauft. Der neue Eigentümer hat ihm gekündigt und eine Räumungsklage eingereicht. Die Gründe klingen vogelwuid: Peter Hornung soll ständig Obst und Gemüse von seinem Balkon im ersten Stock auf die Wiese vor dem Haus werfen.
Verteidiger: "Die wollen hier mit allen Mitteln entmieten"
"Das sind weitgehend pauschale Unterstellungen", wehrte sich der Fotograf, der früher viele Prominente fotografierte, gestern vor dem Amtsgericht in der Pacellistraße. Sein Anwalt Christian Fletcher ist überzeugt: "Die wollen hier mit allen Mitteln entmieten."
Der einzige Zeuge, der beim Prozess Ende letzter Wocher vor Gericht erschien, war Peter C. Der 49-Jährige ist seit fünf Jahren Hausmeister der Wohnanlage. "Ich muss hier fast jeden Tag Lebensmittel wegmachen", berichtete er. Äpfel, Kiwis, Bananen, Erdbeeren, aber auch Käse und Fleisch seien schon auf der Wiese gelegen.
Hausmeister belastet angeblichen Obstwerfer
Ein Mal, kurz vor Weihnachten im vorigen Jahr habe er zwei Äpfel und eine Tomate gefunden. Wieder ein anderes Mal lag ein ganzes Kilo knackige Äpfel in einer Plastiktüte im Gras. "Ich hab’ mich gefragt, wer schmeißt sowas auf die Wiese? Das war ja alles noch gut!", erzählt der Hausmeister. Der Zeuge ist sich sicher: Pedro Hornung werfe die Lebensmittel vom Balkon. Zwei Mal habe er ihn auf frischer Tat erwischt.
"Einmal habe ich etwas runter fallen hören und dann sah ich, wie Herr Hornung mit einer Tischdecke in der Hand vom Balkon schnell in seine Wohnung gegangen ist. Als ich nachsah, habe ich zwei Äpfel und eine Tomate auf der Wiese gefunden." Ein anderes Mal habe er gesehen, wie eine Ananas von oben runterfiel. Trotz Dunkelheit sei er sich sicher: Auf dem Balkon stand nur einer – Pedro Hornung.
War es ein Messi aus der Nachbarschaft?
Für den Fotografen sind die Vorwürfe abstrus. Er hat den Verdacht, dass sich die neue Wohnungseigentümerin und der Zeuge abgesprochen haben könnten. Zudem würden im Hochparterre Studenten wohnen, die ihre Pizzaabfälle und Kippen über den Balkon im Garten entsorgen - abgesehen davon, dass sie gelegentlich auch Drogen konsumieren würden. Und dann wohne ja auch noch ein Messie in der Nachbarschaft, der gern unter den Balkonen sitze.
Pedro Hornung sagt: "Ich füttere die Vögel, die Igel, die Eichhörnchen und drei treue Raben, die auf Zuruf kommen", aber "kiloweise Äpfel oder Ananas vom Balkon zu werfen - warum sollte ich das tun?"
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Er sieht sich als Opfer. Und auf seinem Balkon sei bereits 2014 verdorbenes Futter gelandet. "Meine Lisa hat es gefressen und wurde schwer krank. Wir waren vier Mal beim Tierarzt. Ich habe 360 Euro gezahlt."
Im April soll der Räumungs-Prozess weitergehen. Dann soll ein Nachbar aussagen, der gestern unentschuldigt fehlte.
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