München: Reptilienauffangstation platzt aus allen Nähten

Das Reptilienhaus will nach Neufahrn umziehen – in der Maxvorstadt wird der Platz langsam knapp. Vom Freistaat gibt's für den Umzug einen ersten Zuschuss.
München - Kamerateams, Journalisten, Tierpfleger und allen voran der bayerische Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) drängen sich durch die engen Gänge der Reptilienauffangstation in der Kaulbachstraße 37. Da ist Vorsicht geboten, denn in den Terrarien werden neben kleinen Schildkröten, Brillenkaimane und Königsphytons gehalten. Über 1.000 Tiere befinden sich derzeit im Keller des Gebäudes der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU). Schnell wird deutlich, dass es hier nicht an Reptilien, aber erheblich an Platz mangelt.
Die Reptilienauffangstation will deshalb nach Neufahrn bei Freising umziehen. Bislang fehlte das Geld – am Dienstag hat der Trägerverein allerdings einen wichtigen Scheck bekommen. Das bayerische Umweltministerium unterstützt den Umzug mit einer Spende über 765.000 Euro. Staatsminister Thorsten Glauber kam zur Übergabe persönlich vorbei, um sich ein Bild von der Lage an der Kaulbachstraße zu verschaffen.
Spinnen, Waschmaschinen und Futterkisten
Und die ist ernst. Die Reptilienauffangstation hat zu wenig Platz. Mit jährlich rund 1.300 aufgenommenen Tieren ist das Reptilienhaus München eine der größten Auffangstationen für exotische Heimtiere in ganz Deutschland. Die Kellerräume des Universitätsgebäudes reichen nicht mehr aus. Spinnen teilen sich ihr Zimmer mit Waschmaschinen und im Büro der Tierärzte und Pfleger stapeln sich Futterkisten und Terrarien. Hinzu kommt: Die LMU möchte ihre Räumlichkeiten wieder für die eigenen Zwecke nutzen.
Um den Tieren weiterhin einen artgerechten Lebensraum zu bieten und die nötige tiermedizinische Versorgung zu gewährleisten, ist ein Umzug unumgänglich. Ein geeignetes Grundstück fand sich in Neufahrn und seit Dezember 2016 ist klar, dass das bayerische Umweltministerium den Neubau finanziell unterstützen wird.
Umweltminister hofft auf schnellen Spatenstich
Wie Minister Glauber betont, ist "die Arbeit des Vereins unverzichtbar – auch für die Sicherheits- und Veterinärbehörden". Das wird vor allem im aktuellen Fall der 60 beschlagnahmten, kranken Riesenschlangen und Nattern deutlich. Die unter widrigsten Bedingungen gehaltenen Tiere werden derzeit vom geschulten Personal des Vereins auf der Quarantänestation betreut.
Glauber hofft, dass der Planungsphase ein schneller Spatenstich folgen kann. Baubeginn für die neue Auffangstation ist voraussichtlich 2020. Zehn Millionen Euro kostet das Projekt, neun Millionen finanziert der Freistaat. Für die verbleibende Million muss die Reptilienauffangstation selbst aufkommen. Neben den Einnahmen aus Führungen und Seminaren ist der Verein daher auf Spenden aus der Bevölkerung angewiesen.
Patenschaft für Papuawaran
In Glauber, dem gebürtigen Franken, hat der Verein einen Unterstützer mehr gefunden: "Mir gefallen besonders die Leguane. Wie sie sich bewegen, erinnert mich an einen Kletterer in der Fränkischen Schweiz." Als Dank wurde ihm die Patenschaft eines Papuawarans übertragen. Das "Baumkrokodil" kann bis zu 2,50 Meter lang werden und ist ein sportlich, kraftvoller Klettermax. Laut Markus Baur, dem Leiter der Auffangstation, genau passend für den bayerischen Umweltminister.