München: Pfiffige 79-Jährige überlistet Trickbetrüger

Neuhausen -
Johanna R. (79) sitzt beim Mittagessen, als das Telefon klingelt. Der Anrufer gibt sich als Mitarbeiter ihrer Hausbank aus. Er will Johann P. sprechen. „Mein Mann ist vor fünf Jahren gestorben, deshalb war ich sofort misstrauisch“, erzählt die Münchnerin.
Dann beginnt der vermeintliche Banker mit einem absurden Ratespiel. Wo sie ihr Konto habe, will er wissen. Sparkasse, Deutsche Bank, HypoVereinsbank – der Fremde rät offensichtlich einfach drauflos. Johanna R.: „Da war ich mir endgültig sicher, dass ich es mit einem Betrüger zu tun habe.“
Bei der Bank werde Falschgeld ausgezahlt. Behauptet der Mann. Die pensionierte Oberstudienrätin, die früher am Gymnasium Mathe und Sport unterrichtete, solle dabei helfen, den Täter zu überführen.
Johanna R. behält einen kühlen Kopf und wählt den Notruf
Der Anrufer bittet die 79-Jährige, alles Geld von ihrem Girokonto abzuheben, damit es überprüft werden könne. In zwei Stunden werde sie das Geld zurückbekommen. Als sich die Münchnerin weigert, will der Anrufer einen Kontoauszug. Dazu fordert er sie auf, ihre EC-Karte und PIN in ein Kuvert zu stecken. Ein Kurier werde alles abholen.
Johanna R. bittet den Anrufer, ihr Zeit zu lassen. Kaum hat sie aufgelegt, ruft die 79-Jährige die Polizei an. Die Einsatzzentrale schickt zwei Beamte in Zivil. Zur Sicherheit wird ein Codewort vereinbart: Weihnachten. Die Polizisten legen sich in dem Mietshaus in der Bothmerstraße auf die Lauer.
Tatsächlich meldet sich der Gauner wieder. Er setzt Johanna R. unter Druck. Jemand habe von ihrem Konto 2800 Euro abgehoben für eine Urlaubsreise, behauptet er. Die Pensionärin spielt mit: „Ich hatte Angst, dass er misstrauisch wird und den Kontakt abbricht.“ Wenig später taucht tatsächlich jemand an ihrer Haustür auf. Johanna R. ist überrascht. Der Mann wirkt unscheinbar, beinahe harmlos. Er erkundigt sich, ob im Haus eine Wohnung frei sei. Der Fremde ahnt offenbar die Falle, denn plötzlich dreht er sich um und geht. „Halt, stehenbleiben!“, rufen die Polizisten. Sekunden später trägt der Mann Handschellen.
Ihr Herz schlug vor Aufregung ganz schnell
Sein Komplize sitzt draußen im Auto. Der Wagen parkt direkt hinter dem Zivilfahrzeug der Polizisten.
„Solchen Typen gehört das Handwerk gelegt“, sagt Johanna R.. „Angst hatte ich keine, aber als es an meiner Tür klingelte, schlug mein Herz vor Aufregung ganz schnell.“ Die mutige Pensionärin hat zwei skrupellose Gauner zur Strecke gebracht. Die Polizei ist sicher, dass die Männer fünf Rentner um ein Vermögen geprellt haben. Ein Opfer verlor rund 100 000 Euro. „Die Verdächtigen haben immer mit derselben Masche gearbeitet“, sagt Polizeisprecher Gottfried Schlicht. Gegen die Verdächtigen erging Haftbefehl. Sie schweigen zu den gegen sie erhobenen Vorwürfen.