München-Perlach: Schuss aus Polizeiwaffe nach Gerangel

In Perlach widersetzt sich ein Tatverdächtiger einer Kontrolle. Im Gerangel mit dem Polizisten, versucht er dessen Dienstwaffe auf den Beamten zu richten. Es löst sich ein Schuss. 
von  Nina Job
Vor diesem Haus in Perlach kam es zu der Auseinandersetzung zwischen dem Polizisten und dem Tatverdächtigen.
Vor diesem Haus in Perlach kam es zu der Auseinandersetzung zwischen dem Polizisten und dem Tatverdächtigen. © Daniel von Loeper

Perlach - So gut wie jeder Polizist weiß, dass ein alltäglicher Einsatz von einem Moment zum anderen zu einem lebensgefährlichen werden kann. Den Münchner Beamten wurde dies zuletzt am 13. Juni 2017 brutal vor Augen geführt: An diesem Tag wurde ihre junge Kollegin Jessica L. am S-Bahnhof Unterföhring von einem Angreifer (38) nach einem Gerangel mit ihrem Kollegen mit dessen Dienstwaffe in den Kopf geschossen. Die 27-Jährige ist seitdem schwerbehindert, ihr Gehirn irreparabel geschädigt.

In der Nacht von Sonntag auf Montag geriet ein Polizeibeamter (32) von der Inspektion Perlach in eine ähnliche Situation: Der Hauptmeister wurde in der sogenannten Moorhofsiedlung in Perlach von einem Drogendealer (19) angegriffen. Als der Polizist seine Dienstwaffe zog, versuchte der Dealer, sie gegen den Beamten zu richten. Ein Schuss fiel – getroffen wurde aber niemand.

Der Polizeihauptmeister war am späten Sonntagabend mit drei Kollegen in der Ottobrunner Straße auf der Suche nach einem vermissten 15-jährigen Mädchen. Die Polizisten teilten sich auf, der 32-Jährige ging hinter das Haus.

Die Situation wird bedrohlich

Als der uniformierte Polizist kurz vor Mitternacht zurück zum Streifenwagen gehen wollte, kam ihm in der Dunkelheit ein Mann entgegen, der sich verdächtig verhielt. Der Beamte in Uniform wollte ihn kontrollieren, doch der Verdächtige rannte sofort davon. An der Schmidbauerstraße hatte er ihn eingeholt. Und dann eskalierte die Situation.

Laut Darstellung der Polizei ging der Verdächtige sofort auf den Beamten los. "Er widersetzte sich der Kontrolle und attackierte den Beamten körperlich", sagt Polizeisprecher Peter Werthmann. Es kam zu einem heftigen Gerangel. Offenbar tauchten dann noch weitere junge Männer auf, die der Polizist für Unterstützer des Angreifers hielt. Josef Wimmer, Chef der Mordkommission: "In dieser für ihn bedrohlichen Situation zog er seine Dienstwaffe."

Der Beamte erleidet einen Schock. Der Notarzt muss kommen

Der 19-Jährige langte nach der Pistole, versuchte, sie gegen den Polizisten zu richten, damit dieser auf sich selbst schießt. Doch das konnte der Polizist verhindern. Es gelang ihm sogar, die Waffe wieder ins Holster zu stecken. Kurz darauf kamen ihm seine Kollegen zu Hilfe. Gemeinsam überwältigten sie den 19-Jährigen, nahmen ihn fest. Der Mechatroniker-Azubi hatte mehrere hundert Gramm Marihuana bei sich – offensichtlich der Grund, warum er auf keinen Fall kontrolliert werden wollte. Der Mann ist bereits wegen Raubes sowie Drogen- und Eigentumsdelikten vorbestraft.

Die Mordkommission ermittelt nun wegen versuchten Totschlags. Gestern ist Haftbefehl gegen den 19-Jährigen ergangen.

Der Polizist wurde äußerlich nur leicht verletzt, erlitt aber auf der Dienststelle einen Schock. Ein Notarzt musste kommen. Der 32-Jährige bekam starke Beruhigungstabletten, konnte zunächst nicht befragt werden. Wimmer: "Er steht noch sehr stark unter den Eindrücken des Geschehens."

 

   

 

 

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