München-Neuperlach: Frau bringt Baby in Gebüsch zur Welt und setzt es aus

Eine Frau hat am Samstag einen frisch geborenes Baby im Gebüsch gefunden. Die vermutliche Mutter hatte sich nach der Geburt nach Frankfurt abgesetzt, mittlerweile wurde sie ausfindig gemacht. Dem Neugeborenen geht es verhältnismäßig gut.
Neuperlach - Im Krankenhaus hat man dem Kleinen den Namen Justus gegeben. Etwa zwei Stunden hat der Bub nach der Geburt in einer Hecke an der Therese-Giehse-Allee gelegen.
Als ihn eine Anwohnerin beim Gassigehen mit ihrem Hund am Samstagmorgen gegen 9.30 Uhr fand, betrug seine Körpertemperatur nur mehr 26 Grad. Fast wäre Justus an Unterkühlung gestorben. Doch inzwischen geht es ihm wieder gut. Auf der Neugeborenenstation einer Münchner Klinik wird der Kleine liebevoll umsorgt und aufgepäppelt.

So könnte es mit Justus weitergehen
Justus' Mama ist eine 27-Jährige aus Frankfurt. Warum sie ihr süßes Baby an der Straße aussetzte, ist völlig unklar. Wie die Polizei am Montag mitteilte, wurde sie mittlerweile ausfindig gemacht. Sie hat die Mutterschaft für ihr Baby eingeräumt.
Das Baby wird jetzt auf der Neugeborenenstation eines Münchner Krankenhauses liebevoll umsorgt. Wie es mit dem Buben weitergeht, ist noch nicht entschieden. "Wir versuchen, den Vater des Kindes ausfindig zu machen", sagt Oberstaatsanwalt Florian Weinzierl. Er könnte bei Gericht das alleinige Sorgerecht beantragen. Justus würde dann bei ihm aufwachsen.
Denkbar wäre aber auch, dass das Baby später zu einer Pflegefamilie kommt oder zur Adoption freigegeben wird. Das Jugendamt wird sich um das Wohlergehen des Buben kümmern.
Ihr Münchner Bekannter bemerkt die Schwangerschaft nicht
"So etwas Eigenartiges hab’ ich noch nie zuvor erlebt", sagt ein Bekannter von ihr. Über Facebook hat er Hanja im Januar kennengelernt. Am Freitag besucht die 27-Jährige ihn in München. Die beiden gehen in einen Biergarten, feiern zusammen und verbringen anschließend die Nacht in der Wohnung des Mannes, der für ein Lifestyle-Magazin arbeitet.
Die beiden kennen sich kaum. Hanja erzählt, dass sie bis vor kurzem in der Küche eines Altenheims in Frankfurt gearbeitet hat, dass sie einen neuen Job suche und das es Probleme mit ihrem Freund gebe, von dem sie sich bereits vor Monaten getrennt habe. "Mit keinem Wort hat sie erwähnt, dass sie sie bald Mutter wird", erzählt er weiter. "Sie hatte zwar ein kleines Bäuchlein, sah aber nicht aus, wie eine hochschwangere Frau kurz vor der Entbindung".
Am Morgen weckte sie ihn. Hanja klagt über Schmerzen im Unterleib und sie blutet. Am Boden in der Küche, im Flur und im Wohnzimmer sind Blutspuren. Daraufhin bieter er an, sie sofort ins Krankenhaus zu fahren. Ihr Freund habe ihr das angetan, sagt sie.

Das Baby kam in der Grünanlage vor dem Mietshaus zur Welt
Während er sich anzieht und das Blut aufwischt verschwindet seine Besucherin für etwa eine halbe Stunde. "Als sie wieder da war, wirkte sie aufgewühlt", sagt er. Dass die 27-Jährige in der Grünanlage des Mietshauses eben ein Baby entbunden und anschließend in einer Hecke abgelegt hat, ahnt er nicht.
Doch statt ins Krankenhaus zu fahren, wolle sie lieber in Frankfurt zu ihrem Hausarzt gehen, redet sie sich heraus. Die 27-Jährige lässt sich von ihrem Gastgeber zum Hauptbahnhof fahren.
Als er wieder zurück in Neuperlach ist, wimmelt es rund um das Mietshaus vor Polizisten. Die Mieter werden befragt. Er erfährt, dass ein Baby in einer Hecke ausgesetzt worden ist.
Erst jetzt beginnt ihm zu dämmern, dass seine Besucherin die Mutter sein könnte. "Ich kann das noch immer nicht ganz glauben", sagt er. Die Polizei ermittelt gegen die 27-Jährige wegen Kindsaussetzung.
Staatsanwaltschaft prüft Ermittlungen
Die Staatsanwaltschaft München prüft nun Ermittlungen gegen die Mutter – dabei geht es auch um ein mögliches Tötungsdelikt. "Aussetzung und Körperverletzung kommen als Straftatbestand infrage", sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Montag.
"Gegebenenfalls auch ein Tötungsdelikt, aber da können wir uns noch nicht festlegen." Wichtig für die Beurteilung des Falles sei, wie es dem kleinen Jungen gehe und auch "wie lange das Kind tatsächlich alleine und ungeschützt da lag". Dem Säugling ging es den Angaben zufolge den Umständen entsprechend gut. Am Montag war das Baby weiterhin in der Klinik.