München-Neuhausen: Das Café Ruffini wird 40

Dachterrasse, guter Kuchen – das Ruffini in Neuhausen ist eine Institution. Die feiert jetzt Geburtstag.
von  Myriam Siegert
© Peter von Felbert

Neuhausen - Selbstverwaltet und cheffrei – so beschreibt sich das Ruffini. Das Lokal ist nicht nur Café, sondern auch Konditorei, Weinhaus und kollektives Projekt. Und es hat gerade seinen 40. Geburtstag gefeiert.

Acht "Gastro-Idealisten" gründen das Ruffini

1978 wurde das Ruffini gegründet, von acht "Gastro-Idealisten", die eigentlich eine Kneipe aufmachen wollten, genauer gesagt: ein Literatencafé. Das sollte ein Lokal ohne Chef sein, eines, das den Mitarbeitern gehört und von ihnen verwaltet wird.

Das entsprechende Objekt hatten sie an der Ecke Orff- und Ruffinistraße in Neuhausen gefunden, doch die Eigentümer machten eine besondere Auflage: An dem Café waren eine Backstube und ein Laden angeschlossen. Die müssten ebenfalls wieder eröffnet werden.

Blaue Stunde auf der Dachterrasse – das Ruffini in der Orffstraße ist in Neuhausen eine feste Größe.
Blaue Stunde auf der Dachterrasse – das Ruffini in der Orffstraße ist in Neuhausen eine feste Größe. © Peter von Felbert

Die Eigentümer, das war die Familie des Konditormeisters Ludwig Ettmayr, die hier seit 1927 die gleichnamige Konditorei und bald auch ein Café betrieb. Über die Jahre bis zum Krieg hatten sie immer weiter ausgebaut, zur Kaffeewirtschaft und zum "vornehmen Familienkaffee", so hat es Ina Kuegler für die Neuhauser Werkstattnachrichten recherchiert. 1945 übernahm dann bis 1973 der Sohn des Gründers.

Italienisch angehauchtes Angebot von Speisen und Weinen

Ein paar Jahre später kamen dann die Kneipengründer. Sie machten sich gezwungenermaßen auf die Suche nach Mitstreitern, die Bäcker und Konditor waren. Bald waren zehn Leute beieinander, fast alle jünger als 30, die mit 3.000 Mark Einlage pro Person eine GmbH gründeten, für ihr Lokal, das an eine italienische Cantina angelehnt sein sollte, so Kuegler.

Bis heute hat das Ruffini ein stark italienisch angehauchtes Angebot von Speisen und Weinen, aber eben auch die eigene Konditorei und den Laden, in dem die eigenen Backwaren, sowie Weine und Feinkost aus Italien verkauft werden. Deren Import und Versand ist eine der weiteren Säulen des Kollektivs.

Das Ruffini wird bis heute selbstverwaltet

Und auch die Konditorei bäckt nicht nur fürs Ruffini, sondern auch für den Groß- und Einzelhandel und andere Cafés. Ruffini-Kuchen speist man zum Beispiel im Literaturhaus, dem Café Jasmin, im Alpinen Museum und weiteren Cafés im Glockenbachviertel und in Schwabing. Dazu gab es von Anfang an ein regelmäßiges Kulturprogramm, mit Livemusik, Kabarett, Lesungen und Ausstellungen. Und auch mal Politik.

Das Café Ettmayr im Jahr 1955.
Das Café Ettmayr im Jahr 1955. © Geschichtswerkstatt Neuhausen

Und bis heute ist das Ruffini eine GmbH, ein Betrieb, der in Selbstverwaltung läuft. Es gibt verschiedene Teams, die selbstständig arbeiten und sich alle sechs Wochen zu einer Sitzung treffen. Die große Gesellschafter-Versammlung findet allerdings nur noch alle drei Monate statt. "Die Zeiten, in denen im Wochentakt alle Gesellschafter diskutierten und Künstler, die ausstellen wollen, ihre Bilder zur Sitzung schleppen mussten, sind vorbei", heißt es aus dem Ruffini.

Die innovative Betriebsform ist vielen Gästen freilich gar nicht bewusst. Für sie ist das Ruffini ein zweites Wohnzimmer oder Balkon-Ersatz, ein Ort, an dem man in Ruhe ein Buch oder auch eine Zeitung lesen kann – im Sommer auch gerne draußen auf der Dachterrasse.


Die Geschichtswerkstatt Neuhausen hat dem Ruffini und seinem Vorgänger zwei Artikel gewidmet: in den Heften 38/2017 und 41/2018. Die gibt es für 7 Euro u. a. im Büro der Geschichtswerkstatt im Neuhauser Trafo, Nymphenburger Straße 171a, immer mittwochs von 13 bis 18 Uhr.

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