München: Laim wird grüner

München - Auf einem Parkplatz hat das "Steinchen" eröffnet: ein witziges und alternatives Kulturcafé an der Fürstenrieder Straße. Josef Mögele (70), der neue, alte BA-Chef in Laim, hat dort gleich "einen guten Cappuccino" getrunken. Zum Stil des grünen Freiluftcafés sagt er: "Ich bin hin und her gerissen. Es ist schon mehr für junge Leute. Aber so ein interessantes Café gibt es in München nicht noch einmal."

Seine SPD hat bei der Kommunalwahl im März hier das drittbeste Ergebnis in der Stadt geholt, nach den SPD-Hochburgen Milbertshofen-Am Hart und Moosach. Josef Mögele ist zufrieden, dass die Sozis, mit einem Minus von 11,4 Prozent und sieben Sitzen, ein Mandat mehr haben als die CSU (minus 12,1 Prozent). Die Grünen erreichten sensationelle zehn Sitze (plus 17,9 Prozent). FDP und AfD halten jeweils einen Sitz im Gremium.
Grünen zwar stärkste Kraft, aber "nicht die stärksten Möglichkeiten"
Wieso in Laim weiter der Sozialdemokrat den Vorsitz im Stadtviertelparlament hat und nicht seine grüne Herausforderin Jutta Hofbauer? "Ich bin sehr ausgleichend, arbeite sachlich und bin immer für die Bürger zu sprechen", meint Josef Mögele. Der politische Grund: Die CSU hat seine Kandidatur unterstützt. Seit 36 Jahren im Amt ist der Software-Ingenieur somit der längstgediente BA-Chef der Stadt.

Jutta Hofbauer (56) von den Grünen, die das Urgestein Mögele herausgefordert hatte, muss bedauernd feststellen: "Wir sind zwar die stärkste Kraft, haben aber nicht die stärksten Möglichkeiten im BA." Eines der wichtigsten Themen im Viertel: Die 57.000 Laimer brauchen einen Bürgersaal. Zu viele Gastwirtschaften mit Sälen, wie zum Beispiel der "Großwirt" hätten zugemacht, klagt Josef Mögele: "Demokratie wird von unten gemacht. Man muss sich treffen und versammeln können!"
Laim ist dicht bebaut. Der Verkehr ist ein Problem: "Zur Tram-Westtangente wollen wir in der Fürstenrieder Straße gute Radwege, aber die können nicht drei Meter breit sein. Laim ist nicht Berlin", erklärt der Stadtviertelbürgermeister kämpferisch Richtung Ökos. Denn die Grünen fordern möglichst breite Rad- und Fußwege, außerdem mehr Querungsmöglichkeiten an der Fürstenrieder Straße. Als Ersatz für die 69 Bäume, meist Linden, die für den Straßenumbau der Tram-Westtangente gefällt werden, fordert die Partei genauso viele neue Bäume, also mehr als die Stadt plant. Eine frische Idee der Grünen: "Die Baumstämme könnten für Klettergerüste, Kunstwerke und Biotope im Viertel zweitverwertet werden", hofft Jutta Hofbauer.
Laim: "Man ist schnell im Zentrum aber auch zügig im Umland"
"Ein Haufen Baustellen", werde Laim in den nächsten sechs Jahre prägen, meint Josef Mögele. Am Knoten Zschokkestraße/Westendstraße entsteht gerade ein neues Wohngebiet mit 1.200 Wohnungen. Am Laimer S-Bahnhof sei immer noch "Riesen-Zinnober": Der zweite Tunnel ist noch nicht fertig. Das nördliche Gleis wird jetzt gebaut. Dass für die 20.000 Fahrgäste am Tag ein Zwischen-Aufzug kommt, damit Bürger mit eingeschränkten Gehvermögen und Mütter mit Kindern hoch zur S-Bahn kommen, das hat der Bezirksausschuss für die Laimer erreicht. Zuerst hatte die Deutsche Bahn für die dreijährige Bauzeit auf den Lift verzichten wollen.
Ein großer Vorteil dieses Stadtteils: Von Laim ist man schnell im Zentrum aber auch zügig schnell im Umland. Seit er klein ist, wohnt Josef Mögele schon im Viertel. Er besuchte die Fürstenrieder Schule: "Es ist schön hier. An vielen Stellen ist es relativ ruhig, wie an der Aindorfstraße mit den alten Eisenbahnerhäusern oder am Laimer Schlössl. Da gehe ich im Grünen spazieren", erzählt er. Semmeln vom Bäcker kauft er im Café Willibald. Denn: "Alteingesessene Geschäfte müssen erhalten werden. Es darf nicht nur Aldi und Lidl geben", findet der Stadtviertelbürgermeister.
Aus seinem BA hat sich nach dieser Wahl ein prominentes Mitglied verabschiedet: Verena Dietl (SPD) ist Dritte Bürgermeisterin geworden. Im Gremium neu ist AfD-Mann Thomas Baack, Vorstandsmitglied des AfD-Kreisverbands Oberbayern Süd. Josef Mögele meint: "Für mich ist er ein ganz normales Mitglied des BA. Falls aber blöde Thesen kommen, werden wir unsere Rechte nutzen."
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