München: Kita in Obermenzing muss doch nicht schließen - Erziehermangel bleibt

Obermenzing - Erziehermangel - das ist nicht nur in München schon seit geraumer Zeit ein Thema. Doch wie dramatisch die Lage wirklich ist, zeigt die Situation im Kindergarten Schäferwiese in Obermenzing. Der Tageseinrichtung drohte die vorübergehende Schließung zum 1. März. Doch diese konnte nun doch noch abgewendet werden. Das teilte der Träger des Kindergartens, der Kreisjugendring (KJR) München-Stadt, am Freitag mit.
Obermenzing: Kindergarten Schäferwiese drohte Schließung
Besonders für die Kinder und Eltern war die drohende Schließung eine schwierige Situation, 29 kleine Münchnerinnen und Münchner und ihre Familien waren betroffen. Der KJR bot ihnen eine Unterbringung in anderen Häusern an. Das Problem: Sie befinden sich nicht in der Nähe, was erhebliche Fahrtzeiten durch die Stadt mit sich gebracht hätte.
Der Personalmangel in Kitas ist nicht erst seit Corona ein Problem - hat sich durch die anhaltende Pandemie noch einmal deutlich verschärft. "Weil überall und durch Corona nochmal mehr Kräfte fehlen, können wir auch nicht mehr (wie in der Vergangenheit) durch Personal aus andern Häusern aushelfen, da auch dort die Personaldecke dünn ist", so der KJR zur AZ.
Verdi über Kitas: "System ist kurz vor dem Einsturz"
Auch die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi sieht die Situation in den Kindertagesstätten wegen der Corona-Pandemie als dramatisch an. "Das System ist kurz vor dem Einsturz", warnte Verdi München vergangenen Donnerstag.
Die Beschäftigten seien am Ende ihrer Kräfte und die frühkindliche Bildung bleibe auf der Strecke. Schutzmaßnahmen und anhaltender Personalmangel machten eine kindgerechte Förderung kaum noch möglich.
Verdi forderte daher, das Kita-Personal besser zu schützen und zu entlasten. "Ansonsten wird irgendwann das System zusammenbrechen und dann ist keiner mehr da, der die Kinder übernehmen kann", sagte Gewerkschafterin Merle Pisarz. Allein in München seien mindestens 200 Kitas von Gruppenschließungen betroffen. Eine davon war der Kindergarten Schäferwiese des KJR, der insgesamt acht Kindertagesstätten in München betreibt. Die anderen sieben sind nicht von einer drohenden Schließung betroffen.
Kindergarten in Obermenzing kann geöffnet bleiben
Für den Kindergarten Schäferwiese gab es schon am Donnerstag Hoffnung. Wie der KJR mitteilte, gab es "inzwischen erste optimistische Signale". Der Träger arbeite "mit Hochdruck daran, eine Schließung doch noch abzuwenden".
Am Freitag dann die erleichternde Nachricht: Der Kindergarten Schäferwiese kann geöffnet bleiben. "Wir haben es geschafft, den Betrieb vorerst sicherzustellen", sagt KJR-Vorsitzende Judith Greil. "Das ist mit Unterstützung von Pädagoginnen und Pädagogen aus unseren anderen Kitas, aus dem Kooperativen Ganztag in Freiham und aus unseren Freizeitstätten gelungen. Dafür danke ich den Kolleginnen und Kollegen von ganzem Herzen."

Eine Übergangslösung ist gefunden - eine Dauerlösung könne dies jedoch nicht sein. "Die Pädagoginnen und Pädagogen werden auch in ihren derzeitigen Stadtteilen und Einrichtungen dringend für die Kinder und Jugendlichen vor Ort gebraucht und hinterlassen durch ihr Engagement in der Schäferwiese Lücken in ihrem jetzigen Arbeitsbereich", so Greil.
Träger fehlt weiter Personal
Die Suche nach mehr Personal hat der KJR indes intensiviert. Insgesamt 20 Fachstellen sind offen, verteilt auf die acht Kitas des Trägers.
Der KJR: "Die Politik hat uns aufgefordert, alles in unserer Macht Stehende zu tun, um den Kindergarten weiter betreiben zu können. Das haben wir mit großem Einsatz getan. Jetzt fordern wir die Politik, besonders auf Landes- und Bundesebene, auf, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um die Rahmenbedingungen für Fach- und Ergänzungskräfte im pädagogischen Bereich zu verbessern und so die benötigten Mitarbeitenden zu finden.“
CSU-Antrag zur Sicherung des Weiterbetriebs
Am Mittwoch hatte die CSU-Stadtratsfraktion München das Referat für Bildung und Sport aufgefordert, den Weiterbetrieb des Kindergartens Schäferwiese zu sichern. Es solle einen Wechsel der Trägerschaft prüfen und in Erwägung ziehen. "Des Weiteren soll geklärt werden, wie der Träger den Vertrag gegenüber den Eltern und dem Referat für Bildung und Sport derart kurzfristig (ca. sechs Wochen zuvor) kündigen konnte und
somit seinem vertraglich festgelegten Betreuungsauftrag nicht mehr nachkommt", heißt es in dem Antrag.
Und weiter: "Für die Kinder und ihre Eltern ist es ausgesprochen wichtig, dass der Kita-Betrieb bis zum Abschluss des Kita-Jahres im Sommer aufrechterhalten bleibt, z.B. durch Springer auch anderer Kitas, damit genügend Zeit für die Eltern besteht, andere Lösungen für eine gute Betreuung ihrer Kinder zu finden."